Il Pianto di Maria ("Giunta l'ora fatal") HWV 234

Bei der Übergabe dieser neuen Publikation an die Presse komme ich nicht umhin, den Lesern einige Überlegungen zu den redaktionellen Entscheidungen anzubieten, die ich mit Maestro Maurizio Machella geteilt habe und die die Bearbeitung dieser wunderbaren Komposition in der modernen Ausgabe geleitet haben.

Zunächst möchte ich daran erinnern, dass der Armelin-Verlag seit langem das Ziel verfolgt, ein musikalisches Repertoire, das leider ganz oder teilweise in Vergessenheit geraten ist, wiederzuentdecken oder neu zu präsentieren. Diese Arbeit hat dazu geführt, dass wir sowohl kleinere Komponisten und Werke, die als marginal gelten, als auch Werke von berühmten Musikern, die wir teilweise aus den Augen verloren hatten, aufwerten konnten.

Als ein typischer Fall kann die Veröffentlichung der großartigen Kantate "Giunta l'ora fatal" angesehen werden, die unter der Nummer 234 der Werke des großen deutschen Komponisten Georg Friedrich Händel erscheint. Es sind viele Zweifel an der Echtheit der Komposition aufgekommen. Neuere Studien bedeutender italienischer und deutscher Musikwissenschaftler führen dieses Werk auf den italienischen Komponisten Giovanni Battista Ferrandini zurück.

Natürlich möchte ich nicht auf Überlegungen eingehen, die musikwissenschaftliche Gelehrte betreffen. Die Aufgabe des Verlegers ist es, der Öffentlichkeit die bestmögliche Musik jenseits der mehr oder weniger bedeutenden Signaturen anbieten zu können.

Die Tatsache, dass dieses Werk zwar von Händel geschrieben wurde, aber in einem nicht sehr Händelschen Stil, oder dass vielmehr der Venezianer Ferrandini der eigentliche Komponist ist, schmälert nicht die Substanz dieser Kantate, die sicherlich als ein Meisterwerk der Barockzeit zu betrachten ist.

Natürlich haben wir uns in der Phase der Realisierung der Publikation gemeinsam mit Maestro Machella gefragt, welchem der beiden Komponisten wir diese Komposition aus redaktionellen Gründen deutlicher zuordnen sollen. Die Wahl fiel auf Händel aus folgenden einfachen Gründen: erstens ist in den uns vorliegenden Manuskripten nur der Name des deutschen Komponisten angegeben; außerdem steht dieses Werk immer noch im Händel-Katalog, obwohl es viele Zweifel an seiner Authentizität gibt. Ein weiterer Grund ist, dass die Zuschreibung an Ferrandini nicht sicher ist. Manche hegen ernsthafte Zweifel, wie Reinhard Goebel, der in dem der CD beiliegenden Buch, in dem er die Ausführung dieses Meisterwerks in bewundernswerter Weise festgehalten hat, daran erinnert, dass Ferrandini ein "Komponist von weniger als mittelmäßigem Niveau" war und einige Teile dieser Komposition von "großer rhetorischer Raffinesse sind, die bei einem italienischen Komponisten des achtzehnten Jahrhunderts kaum denkbar ist. Während wir also darauf warten, dass diese Querelle aufgeklärt wird, halten wir uns an die erste, wenn auch zweifelhafte, Lektion.

Letztendlich denken wir, dass unsere Wahl des Covers G.F. Händel / incerta / Il pianto di Maria / (Giunta l'ora fatal) / HWV 234 / Oper, die / Giovanni Battista Ferrandini / zugeschrieben wird, sowohl in Bezug auf die formalen Angaben der Zuschreibungen als auch in Bezug auf die Ansprache des Publikums richtig ist.

Ich hoffe, dass diese Publikation die Musikwissenschaftler zu weiteren Studien anregt, die dazu führen werden, den Namen des Komponisten, der uns diese wunderbare Kantate geschenkt hat, eindeutig zu bestimmen.