Gehirngerechtes Musiklernen im Instrumentalunterricht

Bei jeglicher Auseinandersetzung mit Musik, sei es beim Hören, beim Singen, beim Tanzen, beim Erlernen eines Instrumentes, beim Komponieren oder auch bei der rein intellektuellen Auseinandersetzung mit diesem Thema, spielen sich alle Prozesse, die für uns Menschen und unsere Entwicklung bedeutsam und bedeutungsgebend sind, in unserem Nervensystem und dabei insbesondere im Gehirn ab. Aufgrund des inzwischen beeindruckenden Erkenntnisstandes der Neurowissenschaften nach mehreren Jahrzehnten der Forschung mit funktioneller Bildgebung, ist es zunehmend wichtiger geworden, eine Übertragung dieses Wissens, gerade auch auf den pädagogischen Bereich zu wagen und entsprechende Konsequenzen zu ziehen.

Genau das ist Gegenstand von Robert Hartungs Schrift, in der der Autor gleichermaßen die beiden Seiten einer Medaille beleuchtet: Einerseits die Funktionsweise des menschlichen Nervensystems und die Lernprozesse, die im Zusammenhang mit Musik in diesem erfolgen und andererseits einen Konflux vorherrschender Unterrichtsmethoden, Ideen, Konzepte, Leitsätze und Konventionen aus der praktischen Perspektive von Didaktik und Methodik.

Im ersten Kapitel des Buches wird das menschliche Nervensystem umrissen, während im zweiten Prozesse der Wahrnehmung, des Lernens und der Erinnerung aus Sicht der kognitiven Neurobiologie beschrieben werden. Im dritten Kapitel erfolgt die eigentliche Übertragung auf die Praxis. Eine große Palette von Lernfaktoren, Lernfeldern und Lernmethoden wird aus einer Perspektive heraus beleuchtet, die eine Gestaltung des Instrumentalunterrichts nach neurodidaktischen und -methodischen Maßstäben ermöglicht. Das vierte Kapitel fasst die Ergebnisse des gesamten Prozesses zusammen und zieht in einem Ausblick Schlüsse für die Pädagogik.

Musik und Gehirn gehören unabdingbar zusammen und sollten ebenso wenig voneinander getrennt werden wie die Musikpädagogik von den Neurowissenschaften. In der Synergie beider Perspektiven sieht der Autor den Schlüssel zu einer zeitgemäßen Musikerziehung, basierend auf profunder Theorie und erprobter Praxis. Als Adressaten des Buches können sich all jene angesprochen fühlen, die sich für unser Gehirn im Allgemeinen interessieren und insbesondere für seine Rolle im Zusammenhang mit Musik. Ergiebig und inspirierend dürfte es vor allem für Musikpädagogen sein, die Berührungsängste mit den Neurowissenschaften abbauen möchten und daher auf eine plausible Darstellung Wert legen, die durch Graphiken, Tabellen und Bilder ergänzt wird. Angesichts eines weit in den naturwissenschaftlichen Bereich hineinreichenden Sujets rekurriert der Autor dabei ausschließlich auf gesicherte Quellen.