Herbstliche Regengeschichten in der Kita

Ideen für das Musikmachen mit Kindern

von Gabriele Westhoff (26.09.2022)

Kindergartenkinder an Musik heranführen will gelernt sein. In diesem Beitrag zeigt die Autorin des beliebten Liederbuchs Herbst- und Martinslieder, Gabriele Westhoff, beispielhaft wie man mit den Mitteln der Stimme, Körperklängen, einfachen Materialien, Instrumenten und Bewegung neue Melodien für Kinder erfahrbar machen kann.

Mit meinen Liedern möchte ich Kindern einen ganzheitlichen Zugang zu Musik ermöglichen: Hörend, singend, sprechend, fühlend, tanzend, gestaltend und musizierend. Die Lieder werden nicht einfach nur der Reihe nach „abgesungen“, sondern sie erfahren, eingebunden in eine musikalische Gestaltung, eine besondere Wertschätzung.

Als Beispiel für diese umfassende Liederarbeitung möchte ich in diesem Beitrag das Lied „Meine bunten Gummistiefel” aus meinem Buch Herbst- und Martinslieder, erschienen im Fidula-Verlag, vorstellen:

2. Meine bunten Gummistiefel
können durch die Pfützen flitzen,
und bei jedem Sauseschritt
sieht man tausend Tropfen spritzen.
||: Tropfen spritzen :|| PLATSCH!

3. Meine bunten Gummistiefel
stapfen gerne durch die Matsche
lauschen dabei stillvergnügt
ihrem fröhlichen Gequatsche.
||: Matsche-patsche :|| PLATSCH!

Einstimmung

Zur Einstimmung auf diese musikalische Einheit können kleine Stimmgeschichten zur Intensivierung der Körperwahrnehmung und zur Zwerchfellaktivierung mit den Kindern durchgeführt werden. Im Folgenden habe ich Ihnen eine Beispielgeschichte aufgeschrieben, hier sind der Fantasie aber keine Grenzen gesetzt.

  • Alle stampfen durch den Matsch und begleiten sich mit passenden Stimmklängen.
  • Nun sind alle mit Matsch vollgespritzt, daher werden zunächst mehrfach die Arme von der Schulter bis zum Handgelenk und anschließend die Beine von oben nach unten kräftig ausgestrichen und abgeklopft. Wie fühlt es sich an, wenn alles sauber gewischt ist? Spüren Sie kurz im Stillen nach, wie Hände, Arme und Beine kribbeln und gut warm geworden sind.
  • Auch das Gesicht ist dreckig geworden und wird mit beiden Händen leicht abgeklopft und massiert. Zum Glück hat der Regen aber aufgehört. Wir halten unser Gesicht in die Sonne und spüren die Wärme.
  • Jetzt laufen wir über die Wiese und pflücken vom Apfelbaum die reifen Äpfel, indem wir auf den Zehenspitzen stehend, die Arme abwechselnd so hoch wie möglich strecken und Greifbewegungen ausführen.
  • Die Äpfel schmecken köstlich: Beißen Sie in den imaginären Apfel hinein und führen Sie mit einem „Hmmm“ die Stimme von oben nach unten.
  • Auf den Feldern fahren die Traktoren, um das letzte Getreide einzuholen. Stellen Sie das Traktorgeräusch durch stimmhaftes „Lippenflattern“ (Prusten) dar.
  • Der Herbstwind saust und braust über Wiesen und Felder: „ffft“, „schschscht“, „ssst“.

Liedeinführung

Um ein neues Lied einzuführen, gibt es verschiedene Möglichkeiten, von denen ich Ihnen hier einige vorstellen möchte. Die Melodie kann dabei entweder von der Lehrkraft gesungen oder von der CD abgespielt werden.

  • Hörbegleitendes Malen: Die Kinder haben ein Blatt Papier und Wachsmalstifte bereitliegen. Zum ersten Teil des Liedes malen sie einen großen Kreis, wobei sie den Stift immer wieder rundum führen, um eine große Pfütze zu malen. Zum zweiten Teil klopfen die Kinder mit dem Wachsmalstift im Wortrhythmus innerhalb des Kreises auf das Papier. Das imitiert das Pfützenspringen. Ab der zweiten Strophe können andere Farben auf dem gleichen Blatt zum Einsatz kommen.
    So ergeben sich zum ersten Teil Schwungübungen, denen im zweiten Teil ein rhythmisches Training folgt. Wichtig ist, dass vorher genau erklärt wird, was gemalt werden soll und die Lehrkraft mitmalt. Die Kinder sehen und hören den Rhythmus des Stiftes der Lehrkraft und werden animiert, es ihr gleichzutun.

  • Rückentrommel: Dazu bilden die Kinder Paare, wobei ein Kind auf dem Rücken des Partners trommelt. Im ersten Teil wird mit Fingerspitzen auf den Rücken getippt oder mit der ganzen Hand darüber gewischt. Im zweiten Teil spielt der Partner mit der ganzen Hand (rechts / links im Wechsel) im Wortrhythmus auf dem Rücken, bei „Platsch“ schlägt er einmal sanft mit beiden Händen zu.
    Vorher werden die Bewegungen am eigenen Körper ausprobiert, um die Muskelkraft so zu dosieren, dass es sich angenehm anfühlt. Am Ende tauschen die Partner die Rollen und das Lied erklingt noch einmal.

Singen

  • Nun ist die Melodie schon gut bekannt und die Kinder singen nach und nach einzelne Strophen des Liedes. Die Strophen können zuerst auf verschiedene Tonsilben gesungen werden („Regentropfenmusik“), um die Resonanzräume in Mund und Nase zu aktivieren: z. B. auf „din-din“ (Nasenresonanz), „bom-bom“ (Mundresonanz) oder „donga-donga“ (Mund- und Nasenresonanz). Den zweiten Teil des Liedes singen dann alle auf den Originaltext der Strophen.

  • Dann wird das Lied zur CD-Einspielung mitgesungen. Dabei kann man zunächst den 1. und 3. Durchgang nur anhören und zum 2. und 4. Durchgang die erste Strophe mitsingen. Für den Unterricht liefert die CD eine zusätzliche musikalische Ebene (Hören des Instrumentalklanges), die wir den Kindern bei der Erarbeitung eines Liedes anbieten können. Erkennen die Kinder das Lied, das sie vorher von der Lehrkraft vorgesungen bekamen?

Meine bunten Gummistiefel (CD-Einspielung)

Liedgestaltung

Damit auch das Singen des Liedes immer abwechslungsreich bleibt, kann man verschiedene Variationen einbauen.

  • Lied mit Gummistiefel-Begleitung: Zunächst probieren die Kinder aus: Welche Klänge können wir mit den Gummistiefeln hervorzaubern? Auf der Sohle und auf dem Fuß spielen, mit dem Stiefel auf den Boden klopfen, evtl. mit einem Stabspielschlägel auf der Sohle spielen…
    Tipp: Um schnell und kostenlos an Material zu kommen, kann man in der Kita eine Sammelkiste für zu klein gewordene (und möglichst vorher gesäuberte) Gummistiefel aufstellen.

  • Begleitung: Jedes Kind hält einen Gummistiefel in der Hand. Den ersten Teil des Liedes singen wir unbegleitet, beim zweiten Teil spielen die Kinder mit den Gummistiefeln im Sprechrhythmus auf dem Boden kräftig mit.

  • Lied mit Stabspiel-Begleitung: Während die Gruppe das Lied singt, können einige Vorschulkinder auf Stabspielen begleiten:

Improvisation

Eine freie Regengeschichte – auf Handtrommeln improvisiert – kann sich anschließen. Dafür legen die Kinder die Trommel am besten vor sich auf den Boden. Verschiedene Klänge werden ausprobiert und dem Wetter zugeordnet. Die Gestaltungsideen der Kinder werden in die Geschichte einbezogen. Dann könnte die Geschichte vielleicht folgendermaßen erzählt werden:

Der Wind weht (über die Trommel wischen), die ersten Regentropfen fallen (mit den Fingerspitzen auf der Trommel spielen), der Regen wird stärker (mit den Händen abwechselnd auf der Trommel einen Trommelwirbel spielen), wir stapfen mit den Stiefeln durch die Pfützen (mit den Fäusten abwechselnd auf der Trommel spielen), der Regen lässt nach (mit den Fingerspitzen erst lauter, dann immer leiser spielen), die Sonne kommt heraus (die Handtrommel hoch in die Luft strecken) und man hört keinen einzigen Regentropfen mehr.

Auch ein Regenmacher, verschiedene Rasseln, kleine Cymbeln und eine Triangel oder ein Becken am Ende der Geschichte können hier (zusätzlich oder statt der Trommeln) zum Einsatz kommen.

Lied und Bewegung

Tanz zur CD mit Stiefeln: Die Kinder stellen ihren Gummistiefel frei im Raum auf. Zum ersten Teil der Musik hüpfen alle durch den Raum um die aufgestellten Stiefel herum. Sie versuchen möglichst rechtzeitig zum Beginn des zweiten Teils zum eigenen Stiefel zurückkehren, in welchem mit dem Stiefel im Wortrhythmus des Liedes auf dem Boden mitgespielt wird. Den Gummistiefeltanz kann man natürlich auch zu anderer zweiteiliger Musik tanzen.

Gestalteter Ablauf

Damit die Kinder in einer ‚musikalisch-ästhetischen Einheit‘ das Lied ausführlich kennenlernen können, wird das bloße Singen des Liedes, wie oben dargestellt, mit weiteren Elementen kombiniert. Denkbar wäre z. B. der folgende Ablauf für eine Einheit zum Thema ‚Herbst‘:

  • Zwei bis drei Elemente aus der Stimmgeschichte ausführen.
  • Eine Strophe des Liedes auf Tonsilbe („Regentropfenmusik“), den zweiten Teil mit Liedtext singen.
  • Ausgewählte Strophen des Liedes singen und mit den Gummistiefeln begleiten.
  • Gummistiefeltanz zur CD tanzen.
  • Ein herbstliches Fingerspiel ergänzen.
  • Zum Ausklang eine kurze Regengeschichte mit Handtrommeln gestalten.

Herbst- und Martinslieder

Infos zum Buch

Gabriele Westhoff hat in ihrem Werk Herbst- und Martinslieder 134 Lieder und Verse zum Themenkreis „Herbst“, „Laterne“ und „Sankt Martin“ gesammelt. Diese laden mit einer großen inhaltlichen und musikalischen Vielfalt zum Singen ein. Anregungen für Stimm-, Klang-, Körper- und Materialerfahrung, Stimmbildungstipps, Stimmgeschichten und Sensibilisierungsspiele ergänzen die Vorschläge für die Unterrichtspraxis.

Die Liedgestaltung mit Stimme, Gesten, Bewegung, Tanz, Instrumenten, Körperklängen und einer Vielzahl an Materialien bildet den Schwerpunkt dieses Buches. Zu allen Liedern finden sich unterrichtspraktische und stimmbildnerische Aspekte, die ein flexibles Eingehen auf die unterschiedlichen stimmlichen, motorischen sowie musikalischen Fähigkeiten und Voraussetzungen der Kinder im Alter von ca. 2 – 8 Jahren ermöglichen.

Die 32 Lieder auf der beiliegenden CD, ausschließlich auf Originalinstrumenten eingespielt vom Ensemble Fiddletüüt, helfen beim Erarbeiten der Melodien sowohl im Unterricht als auch daheim.

Zusätzlich gibt es als Einstudierhilfe ein Audio-Paket mit Klaviereinspielungen aller Lieder, die nicht auf der CD vorhanden sind. Dieses ist als Download direkt beim Verlag zu bestellen.

Auch zu den weiteren Jahreszeiten sind bereits Liederbücher von der Autorin, ebenfalls mit umfassenden Gestaltungsideen, im Fidula-Verlag erschienen:


Frühlings- und Maienlieder

Sommer- und Reiselieder

Winter- und Faschingslieder
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