Claudia Maurer-Zenck (* 1948)

Cosi fan tutte – Dramma giocoso und deutsches Singspiel

Frühe Abschriften und frühe Aufführungen

C. Maurer-Zenck: Cosi fan tutte - Dramma giocoso und de (Bu) (0)
AusgabeBuch (Softcover)
Artikelnr.485756
Autor / KomponistClaudia Maurer-Zenck
Sprachedeutsch
Umfang486 Seiten; 19 × 28,5 cm
Verlag / HerstellerArgus Gmbh
Hersteller-Nr.9783931264291
ISBN9783931264291

Beschreibung

Diese Studie hat sich von der Konzeption eines Aufsatzes, als die sie geplant war, weit entfernt. Zunächst war nur daran gedacht, eine bis dahin in der Forschung nicht behandelte und wohl auch nicht bekannte Abschrift von Mozarts Oper Cosi fan tutte vorzustellen und ihre Datierung zu versuchen. Kurz darauf erhielt die Autorin die Information, daß sich im größtenteils erhaltenen und seit 1991 in Hamburg wieder zugänglichen Bestand an Aufführungsmaterialien des 1765 errichteten Comödienhauses am Gänsemarkt und des nachfolgenden Stadttheaters eine der umfangreichsten Sammlungen Wiener Singspiele außerhalb Wiens befände. Dazu gehört auch eine frühe Abschrift dieser Mozart-Oper sowie weiteres Aufführungsmaterial. Dadurch veränderte sich die ursprüngliche Fragestellung: Das reiche Hamburger Material war nicht nur philologisch überaus interessant, sondern es eröffnete die Perspektive auch auf die frühe Mozart-Opern-Aufführungspraxis.

So erschien es sinnvoll, beides miteinander zu verbinden: die Datierung, Herkunftsbestimmung und eventuelle gegenseitige Relation von frühen Abschriften mit dem, was ihnen über die Aufführungspraxis dieses Werkes vor allem im letzten Jahrzehnt des 18. Jahrhunderts zu entnehmen sei, die Philologie also für die deutsche Operngeschichte, genauer: die Geschichte der Aufführungspraxis in Deutschland, Österreich und Böhmen, nutzbar zu machen.

Die Motivation für dieses Sammeln, das die Interpretation des Materials nicht ausschließt, trifft sich mit dem in den letzten Jahren angewachsenen Interesse der historischen Musikwissenschaft an einem lange vernachlässigten Gebiet: dem der Opernaufführungen im deutschsprachigen Theater um die Wende vom 18. zum 19. Jahrhundert. Die hier vorliegende Studie reflektiert die auf Erfahrung und soziale Praxis der Individuen gerichtete Alltagshistorie, die vor mehr als zwei Jahrzehnten zum Gegenstand der Geschichtsschreibung avancierte, eine produktive Kontroverse in der bisherigen Geschichts- wie in der Sozialwissenschaft hervorrief und mit der Blickrichtung »von unten« auch eine neue Art der Kulturgeschichte betreibt. Denn selbst wenn es hier um das Meisterwerk eines Berühmten geht, so steht gerade nicht das unantastbare Kunstwerk Cosi fan tutte im Mittelpunkt: Es geht vielmehr darum, wie der Betrieb der höfischen und der städtischen - und gelegentlich auch noch reisenden - Bühnen diese Oper für die jeweiligen Bedingungen und Zwecke zubereitete, also um das, was die lebendige und gewöhnliche Theaterpraxis der Opernaufführungen um die Wende vom 18. zum 19. Jahrhundert im deutschen Sprachgebiet aus dem Werk gemacht hat.

Mozarts Opern waren kein unantastbares Kulturgut, sondern Teil des Musiktheaters für den Tagesgebrauch, und daß dies dem Komponisten wohlbekannt war und er sich dem anzupassen verstand, ist vielfach belegt. So stark Mozarts Bewußtsein von der Einzigartigkeit seiner Kompositionen auch gewesen sein mochte, so war er doch mit der Theaterpraxis von früh an so genau vertraut, daß die Anpassung an die jeweilige Situation für ihn ganz normal war. Wenn er im Oktober 1790 in Mannheim die Generalprobe und die Premiere seines Figaro miterlebte, so hörte er ihn nicht auf italienisch, sondern als deutsches Singspiel, und die einzige Kritik, die er an der Wiedergabe äußerte, bezog sich auf die zu langsamen Tempi, aber nicht auf die »deutsche« Einrichtung oder die vermutlich vorgenommenen Kürzungen.

Inhalt

  • Vorwort
  • Einleitung
  • I: Die bekannten Cosi-Abschriften B, C, E und F und ihre unterschiedlichen Zwecke
  • 1 Die »Direktionspartitur« B (Wien) mit Mozarts Strichen?
  • a tosco versus tossico (Nr 18, T 461-476)
  • b Ferrandos »lange« Arien (Nr 24 und Nr 17)
  • c Instrumental- versus Vokalmusik (Duetto con coro Nr 21 und Coro Nr 8)
  • d Die »trivialen« Striche in der Ouvertüre
  • 2 Die Abschrift C (London): »reine« Fassung und Werbung
  • 3 Die Abschrift E (Florenz): Auftrag eines musikliebenden Großherzogs
  • 4 Die Abschrift F (Berlin) für einen Liebhaber und Sammler
  • II: Dresden 1791: Zwei Abschriften und die Aufführung in der Hofoper
  • 1 Die Abschrift D
  • 2 Die Abschrift Dd, der Librettodruck und die gekürzten Aufführungen der Oper in Dresden im Herbst 1791
  • a Die zahlreichen Striche
  • b Erforderliche Anpassungen
  • c Gründe für die Kürzungen
  • d Inhaltliche und kompositorische Folgen der Striche
  • 3 Die Beziehung zwischen D und Dd
  • 4 Änderungen im letzten Moment oder aus späterer Zeit?
  • III: Prag 1791: Mozarts Oper in zwei Theatern Italienische und deutsche Quellen
  • 1 Cosi fan tutte in Prag im Herbst 1791
  • 2 Eine machts wie die andere oder Die Schule der Liebhaber 1791 (?)
  • 3 Die Beziehung zwischen dem Prager und dem Donaueschinger Libretto
  • 4 Der deutsche Prager Librettodruck (1791?) und die Augsburger Version (1794)
  • a Finale 1: Überlegungen zur Niederschrift des deutschen Textes
  • b Das Duett Nr 4
  • c Regieanweisungen
  • d Eigenarten der Singspiel-Aufführungen in Prag und Augsburg
  • IV: Nanette Fuchsbalg im Donaueschinger Hoftheater (Eine machts wie die Andere 1791)
  • 1 Die beiden Libretti
  • 2 Die Abschrift Don und ihre Vorlage
  • 3 Die Abschrift Don und die Aufführungen
  • a Vokale und instrumentale Einlagen
  • Exkurs: Die Berufsbezeichnungen
  • b Verzierungen
  • Ausgezierte Fermaten in den Arien Nr 17, 24, 14 und 25
  • Dminution in den Arien und im Duett Nr 29
  • Die Komposition verändernde Ornamente
  • Verzierung in Wiederholungen
  • Exkurs: Eine ornamentierte Arie aus dem Figaro, Hamburg 1808 (?)
  • c Bühnenbild und Regie im Donaueschinger Hoftheater
  • d Die Personencharakteristik
  • Nannchen
  • Isabelle und Dorchen
  • Guilelmo (und Ferrando)
  • Don Alfonso
  • e Das Finale in Prag und Donaueschingen
  • V: Sieben Personen singen in Frankfurt: So machen's alle 1791
  • 1 Das erweiterte Frankfurter Ensemble
  • 2 Die Abschrift FfM, die Stimmen und das Papier
  • 3 Mozarts Aufenthalt in Frankfurt
  • 4 Zwei Thesen zum Autograph der Nr 30
  • 5 Ein Bezug zwischen der Abschrift FfM und der Prager Singspielabschrift?
  • VI: Von der Weibertreue zur Wette: Hamburg 1796/97
  • 1 Cosi fan tutte in Hamburg und die Abschrift HH
  • a Schröder und Mozart
  • b Das Hamburger Aufführungsmaterial
  • 2 Die Herkunft der Abschrift HH
  • a Die früheste deutsche Textschicht und ihre Vorlage
  • b Die Beziehungen der Abschrift HH zum Rhein/Main-Gebiet
  • c Fazit: Die Mannheimer Abschrift HH
  • 3 Die Textvorlage der ersten Hamburger Aufführungen: Weibertreue
  • a Bretzners Libretto (1794) und der Text im Leipziger Klavierauszug (1794/95)
  • b Die gesungene Hamburger Textfassung
  • 4 Das Wette-Libretto der zweiten Hamburger Aufführungsserie (1796/97)
  • a Aufführungszahlen und Resonanz
  • Exkurs: Die Einnahmen von Singspiel-Aufführungen
  • b Wer war der Autor des Wette-Librettos?
  • c Die dreiaktige Wette
  • 5 Weitere Bearbeitungen des Librettos
  • a Veränderungen im Herbst 1796 und Frühjahr 1797 (?)
  • b 1807 und 1812
  • c Die konzertante Aufführung von 1798: Cosi fan tutte
  • Exkurs: Die Rollenverteilung in konzertanten Mozart-Aufführungen
  • 6 Das Singspiel auf der Hamburger Bühne
  • a Die Besetzung der frühesten Aufführungen 1796/97
  • b Orchester und Chor
  • Exkurs: Die instrumentale Besetzung des Duetts Nr 4
  • c Das Theater am Gänsemarkt
  • d Bühnenausstattung
  • e Kostüme
  • VII: Die unbekannte Abschrift Cam
  • 1 Die Partitur
  • 2 Die Dependenz von Cam
  • a Die Disposition der Vorlage
  • b Fehler
  • c Spätere Striche und Kürzungen
  • d Mozarts homophoner Ersatz des Kanons im 2 Finale
  • 3 Besonderheiten der Abschrift Cam
  • a Notiz vor der Nr 30
  • b Rezitativische Revisionsversuche in Cam und Dd (II/8 und I/11)
  • VIII: Weitere Striche in den frühen Abschriften und ihre Folgen für die Interpretation des Sujets
  • 1 Mozarts Striche in zwei Nummern
  • a Noch einmal tosco versus tossico (Nr 18, T 461-476)
  • b Die Datierung von C und das Problem der gestrichenen Einleitung zum Soldatenchor
  • 2 Striche in den Rezitativen der »italienischen« Abschriften
  • a Gespräch der Frauen über ihre neue Lage (II/2)
  • b Gespräch der Männer über die Frauen (II/ 13)
  • c Letztes Gespräch der Frauen über die Frauen (II/10)
  • 3 Gekürzte Anzüglichkeiten (I)
  • a Die freche Despina (I/10)
  • Exkurs: Das Metrum im secco-Rezitativ
  • b Erstes Gespräch der Frauen über die Frauen (I/9)
  • 4 Die Aufführungen im Januar/Februar und im Sommer 1790 in Wien
  • 5 Gekürzte Anzüglichkeiten (II)
  • a Zweites Gespräch der Frauen über die Frauen (II/1)
  • Exkurs: »Cavatina di/Despina« und »Segue l'aria di Despinetta« im Autograph und zwei Thesen
  • 6 Ein Problem im I Finale : Strich im Autograph, Kürzung in E und Cam
  • IX: »Ach wir alle sind von Flandern« Die frühe Rezeption des Werkes in Deutschland
  • 1 Die ersten Aufführungen des dramma giocoso und des Singspiels
  • a Thesen zur frühen Aufführungsgeschichte
  • b Die soziogeographische Zusammensetzung des Publikums
  • c Spielplangestaltung und Publikum
  • Exkurs: Das Publikum im Burgtheater
  • 2 Das Theater als bürgerliche Sittenschule
  • a Kotzebues »unmoralische« Dramen
  • b Die Moral der Cosi-Singspielfassungen
  • c Die Schlußmoral der Oper und die Lehre fürs deutsche Publikum
  • 3 Schröders Sittenschule und das Musiktheater
  • a »Sittlichkeit« im Theater
  • b Die ästhetische Position des Musiktheaters in Hamburg
  • c Mozarts Singspiel - empfindsam?
  • 4 Der Burgtheater-Spielplan und die Rezeption von Cosi in Wien
  • 5 Die Chronologie der deutschen Bearbeitungen
  • 6 Cosi fan tutte, die Treue der Frauen und das Verhältnis der Geschlechter
  • a Die Symmetrie der Konstruktion (I)
  • b Die erotische Selbstdarstellung der Männer: Alfonso
  • c Die erotische Deutlichkeit der Damen
  • Exkurs: Die komische Rolle des vermeintlichen Notars
  • d Die Symmetrie der Konstruktion (II)
  • Anhang A
  • Der deutsche Text der Liebe und Versuchung-Gesänge (Frankfurt, Mai 1791)
  • Anhang B
  • Das erste vollstädeutsche Libretto (Prag/Donaueschingen 1791)
  • Anhang C
  • Nr 29-31 der Prager/Augsburger Textfassung (1791/94)
  • Anhang D
  • Christoph Friedrich Bretzners gedrucktes Libretto (Leipzig 1794)
  • Anhang E
  • Die gesprochenen Teile der Wette (Hamburg 1796/1807)
  • Anhang F
  • Die Rollenheft-Texte von Charlotte und Ferdinand (Hamburg 1807 und 1812)
  • Abkürzungen
  • Quellen
  • 1 Noten
  • 2 Italienische und deutsche Libretti (hs und Drucke)
  • 3 Literatur
  • Sekundäriteratur (Auswahl)
  • Namens-und Werkverzeichnis
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