Christus ward für uns gehorsam op. 3 (Motette für Palmsonntag oder Karfreitag):
Die berühmte Textstelle aus dem 2. Kapitel des Philipperbriefs ist eine der eindrucksvollsten Beschreibungen sowohl des leidenden als auch des triumphierenden Christus. Ich habe versucht, diesen Text in insgesamt 33 Takten tonmalerisch umzusetzen: Der gehorsame Christus (Takt 1-4) wird gekreuzigt (Takt 4-7), von Gott erhöht (Takt 8-12) und hat einen Namen bekommen (Takt 13-18), der höher ist als alle Namen (Takt 19-33). Unerwarteterweise hat sich die Kirchengemeinde bei der Uraufführung sofort unaufgefordert erhoben, was sich bisher auch bei jeder weiteren Aufführung wiederholt hat. Die Motette kann ohne oder mit Kehrvers aufgeführt werden, der am Beginn vom Kantor vorgesungen, dann von allen sowie nach der Motette gemeinsam wiederholt wird. Für diese Motette stehen zwei verschiedene Kehrverse zur Wahl: Kehrvers 560-1 passt für den Palmsonntag, GL 176-3 für den Karfreitag.
Mit großer Sehnsucht op. 7 (Motette für den Gründonnerstag):
Die Motette folgt dem ABA'-Schema, wobei die beiden A-Teile verhältnismäßig kurz sind. Ich habe den Text aus dem Lukas- bzw. Johannes-Evangelium leicht gestrafft und im gemischten Stil gehalten: Homophone und polyphone Abschnitte wechseln ab. Tonmalerische Andeutungen ("Brot, das vom Himmel herabgekommen", "Ewigkeit", "nichts", "Geist, der lebendig macht") geben dem Stück Farbe. Im zweiten A-Teil klingt durch die Abkehr vom anfänglichen Orgelpunkt die Erfüllung der ursprünglichen Sehnsucht an.
Gethsemane op. 6 (Motette für den Gründonnerstag):
Das berühmte Gedicht "Gethsemane" von Annette von Droste-Hülshoff hat mich vom ersten Lesen an sehr stark bewegt. Die Motette passt wahrscheinlich am besten als Schlussstück des Gründonnerstagsgottesdienstes als Übergang zur Ölbergandacht. Es empfiehlt sich den Text zum Mitlesen auszuteilen oder zu projizieren. Die musikalische Umsetzung eines derart langen Textes war aus meiner Sicht nur mit meditativen Wiederholungen realisierbarbar und ist daher erfreulicherweise vom Probenaufwand her deutlich leichter zu machen, als es die Länge des Stückes erwarten ließe. Sie besteht aus einem A-Teil (1. Strophe) und einem B-Teil (2. Strophe), die bei den weiteren Strophen im Prinzip abwechselnd wiederholt werden. Musikalisch Neues gibt es nur noch in der sich dadurch auch vom Ganzen abhebenden 12. Strophe, die ein anderes Versmaß hat, sowie am Schluss der 16. und letzten Strophe. Die Motette hat eine sehr starke Wirkung und wurde bei der Uraufführung und in den folgenden Jahren sehr gut angenommen. Auch eine Kombination mit dem Taizé-Gesang "Bleibet hier und wachet mit mir" von Jacques Berthier, bei dem die Gemeinde mitsingen kann, im Wechselgesang mit den Motettenstrophen ist eine gute Möglichkeit; das Ganze dauert dann allerdings insgesamt etwa 18 Minuten und hat wohl nur mehr in der Ölbergandacht selbst seinen Platz.
Die Sieben Worte Jesu Christi am Kreuz op. 2b (Motette für den Karfreitag)
Der Text ist eine lange existierende Zusammenstellung der bekannten sieben Jesusworte am Kreuz, die von der Heiligen Schrift auf alle vier Evangelien verteilt überliefert werden. Die sieben kurzen Einzelmotetten können zwar direkt hintereinander gesungen werden, aber auf Grund der Kürze der Einzelteile ist das Einbinden eines Kehrverses, der am Beginn der Motette vom Kantor vorgesungen und dann sowie zwischen und nach den sieben Sätzen von allen wiederholt wird, zu empfehlen. Musikalisch geht die Motette auf meine halbstündige a cappella-Passion op. 2a (ebenfalls bei Kistner&Siegel erschienen) mit demselben Titel zurück, die einen synoptischen Text aus allen vier Evangelien verwendet. In dieser kurzen Passion singt der Baritonsolist die sieben Worte einstimmig und unbegleitet. Die dabei verwendeten Motive für die Jesusworte habe ich für die Komposition der Motette herangezogen. Im vierten Wort habe ich nicht die deutsche Übersetzung, sondern den hebräischen Text verwendet. Die letzten beiden Worte sollten langsamer gesungen werden und stehen daher im normalen Vier-Viertel-Takt.
Das Lied des Mose op. 5 (Motette für die Osternacht)
Das Lied des Mose (Deuteronomium Kapitel 32) im theologischen Sinn ist eigentlich eine versartige Zusammenfassung der Ereignisse in den fünf Büchern Mose, eine Art Vermächtnis des Propheten. Ich beziehe mich hier hingegen auf Exodus Kapitel 15: Es ist das Danklied bzw. der Jubelgesang des Mose über Rettung und Sieg nach dem Durchzug durch das Rote Meer und der Vernichtung der Ägypter und hat seinen Platz nach der dritten Lesung im Wortgottesdienst der Osternachtfeier. Der Text ist stark gekürzt. Der tänzerische Dreiertakt setzt Freude und Jubel in Bewegung um, beim Wechsel in den geraden Takt werden die Macht und Größe Gottes besungen. Die Verwendung des Kehrverses ist nicht obligat.