Inhalt
- Ihr Kinder Israels op. 13
- Ave verum corpus op. 12
- Ecce lignum crucis op. 10
- Ave maris stella op. 9
- Flos carmeli op. 15
5 neue Motetten
Ihr Kinder Israels (Motette für den Palmsonntag):
Die Kinder Israels trugen Ölzweige, gingen dem Herrn entgegen, schrien laut und riefen: "Hosanna in der Höhe"! „Hosanna“ bedeutet wörtlich „errette doch“ bzw. „hilf uns“; der Zusatz „in der Höhe“ wirkt jedoch unverständlich. Laut Pinchas Lapide liegt dem eine Wortverwechslung zugrunde: Viel wahrscheinlicher ist die Übersetzung „Rette uns vor den Römern!“, was im Hebräischen ganz ähnlich klingt bzw. geschrieben wird (hoscha’na ba-meronim bzw. mi-haromim). Viele Juden hatten ja einen politischen Messias erwartet. Der Hass der Hohenpriester und Schriftgelehrten auf Jesus war aber offensichtlich noch stärker als ihr Hass auf die Römer, weshalb sie Jesus trotz seiner Friedfertigkeit als politischen Aufrührer verunglimpften. (Vgl. der Erpressungsversuch der Juden vor Pilatus, der ihn eigentlich freilassen wollte: "Dann bist du kein Freund des Kaisers!") So wäre Jesus also auch wegen der politischen Gefahr, die angeblich von ihm ausging, von den Römern hingerichtet worden. Die fünfstimmige Motette "Ihr Kinder Israels" ist in isorhythmischer Polytextur (lateinisch und deutsch) konzipiert: Sie baut auf dem Gregorianischen Choral "Pueri Hebraeorum" mit dem lateinischen Text in der Baritonstimme auf, die durch Posaune bzw. Fagott verstärkt oder auch ersetzt werden kann. Die imitierenden Motive der anderen vier Stimmen sind beim selben Text rhythmisch immer gleich, haben aber unterschiedliche Melodien (Isorhythmik), die Tonart ist durchgehend dorisch.
Ave verum corpus (Motette zur Kommunion, besonders am Gründonnerstag und zu Fronleichnam): Sei gegrüßt, wahrer Leib, geboren aus der Jungfrau Maria, wahrhaft gelitten, am Kreuz für den Menschen geopfert, aus dessen durchbohrter Seite Blut und Wasser flossen. Du sollst für uns ein Vorbild in der Prüfung des Todes sein, o liebevoller, o gütiger Sohn Marias. Der Text ist wahrscheinlich im 13. Jahrhundert entstanden; der Verfasser unbekannt. Die Verehrung der Hl. Eucharistie mündet in den Empfang der Hl. Kommunion. Die mehrfache Verwendung des Wortes "verum, vero..." weist auf die reale Präsenz des Leibes Christi im gewandelten Brot hin. In meiner Ave verum corpus-Vertonung stammt nur der Text aus der Gregorianik; Melodik und Harmonik sind frei komponiert. Der Text ist aber im Gegensatz zu Mozarts berühmter Version, die die Anrufung Jesu am Ende nicht enthält, vollständig und original. Die ausladende Chromatik steht tonmalerisch im Dienst des Schmerzes der zentralen Textstelle "cuius latus perforatum unda fluxit sanguine".
Ecce lignum crucis (Motette für den Karfreitag):
Seht das Holz des Kreuzes, an dem das Heil der Welt hing. Kommt, lasst uns anbeten! Mit diesem Text beginnt die Kreuzverehrung (adoratio crucis), der zweite Teil der Liturgie am Karfreitag im österlichen Triduum, das mit der Messe vom letzten Abendmahl am Gründonnerstag beginnt. Die Motette enthält den originalen Gregorianischen Choral in rhythmisierter Form in der Oberstimme. Im dreistimmigen ersten Teil empfiehlt es sich, Sopran und Alt gemeinsam die Oberstimme singen zu lassen. Der zweite und dritte Abschnitt modulieren jeweils um einen Ganzton nach oben, wie es auch einstimmig üblich ist.
Ave maris stella (Motette für Marienfeste):
Der lateinische Hymnus, der im Stundengebet der Katholischen Kirche zur Vesper an Marienfesten gesungen wird, stammt von einem anonymen Verfasser aus dem 8. Jahrhundert. Die Melodie wird Venantius Fortunatus zugeschrieben. Die Motette "Ave maris stella" kann wahlweise lateinisch oder deutsch gesungen werden. Ich habe die originale gregorianische Choralmelodie für die mehrstimmige Vertonung rhythmisiert und die Stimmen in der zweiten bis fünften Strophe kanonisch geführt. Die sechste Strophe ist ein Kantionalsatz, während das Amen nach der siebten und letzten Strophe aus dem Bass-Cantus firmus heraus wieder imitatorisch dem Schluss entgegenstrebt.
Flos Carmeli (Motette für Marienfeste, besonders zum Skapulierfest "Maria vom Berge Karmel" am 16. Juli und zum Fest der Hl. Teresa von Avila am 15. Oktober):
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