Die "Missa brevis in d" (ohne Credo) entstand im Jahr 1984 als Diplomarbeit im Fach Musikerziehung und wurde von Prof. Josef Friedrich Doppelbauer betreut, bei dem ich zur gleichen Zeit im Rahmen meiner kirchenmusikalischen Ausbildung kirchliche Komposition studierte. Sie ist verhältnismäßig kurz (ca. 10') und a cappella (leicht bis mittelschwer) auszuführen.
Das Kyrie ist polyphon komponiert und lässt die Motive durch die Stimmen wandern. Das erste Kyrie-Motiv gemahnt ein wenig an weihnachtliche Gregorianik (Rorate caeli desuper, Puer natus est nobis) und wird im dritten Teil des Kyrie in etwa gespiegelt. Trotzdem ist eine Aufführung der Messe meiner Meinung nach nicht unbedingt an Weihnachten gebunden.
Das Gloria ist homophon gesetzt und wechselt im "Cum sancto spiritu" in einen tänzerischen Dreiertakt.
Sanctus und Benedictus sind polyphon geschrieben, haben aber dasselbe homophone "Hosanna". Die beiden Teile können zwar prinzipiell getrennt voneinander aufgeführt werden (Benedictus nach der Wandlung), ich halte es aber für besser, das Benedictus direkt im Anschluss an das Sanctus zu singen um den ursprünglich gemeinsamen Text nicht zu zerteilen.
Die drei Agnus Dei-Rufe enthalten eine Steigerung, die durchaus auch dynamisch umgesetzt werden kann. Das "Dona nobis pacem" endet versöhnlich in D-Dur.
Die vier weihnachtlichen Motetten als dazugehöriges Proprium entstanden im Sommer 2015 auf Anregung von Thomas Jung für die gemeinsame Veröffentlichung mit der Missa brevis in d beim Verlag Kistner & Siegel. Meine Idee war es, die entsprechenden weihnachtlichen Gregorianischen Choräle des Propriums vom Christtag als Kompositionsgrundlage zu verwenden. Bei der Übertragung in moderne Notation stellte ich fest, dass sich alle vier ohne größere Schwierigkeiten auf natürliche Art und Weise rhythmisieren ließen und noch dazu vom Tonumfang ohne Weiteres den vier verschiedenen Chorstimmen zuzuordnen waren. Dadurch entstand eine Art musikalische Einheit. Nach alter Praxis (mehrsprachige Motette) verwendete ich für die jeweils drei restlichen Chorstimmen den bedeutungsgleichen deutschen Text. Die Tonarten F-Dur und d-moll passen ideal zur Missa brevis. Die vier Motetten können auch mit colla parte-Instrumenten besetzt werden, idealerweise mit Streichern und einem Doppelrohrblattinstrument in der Cantus firmus-Stimme.
Der Introitus (Puer natus es nobis – Ein Kind ist uns geboren in F, eigentlich mixolydisch auf F) beginnt mit dem gregorianischen Cantus firmus im Tenor (ev. mit Fagott colla parte).
Das Alleluia (Dies sanctificatus - Ein geheiligter Tag in d-moll) enthält den Cantus firmus im Alt (ev. mit Englischhorn colla parte) und beginnt mit einer Vorimitation.
Das Offertorium (Hodie Christus natus est - Heute ist Christus geboren) beginnt in F-Dur und schließt in d-moll mit einem Durschluss. Der Cantus firmus befindet sich im Bass (ev. mit Fagott colla parte).
Die Communio (Viderunt omnes - Alle Enden der Erde in F-Dur) ist die längste der vier Motetten und enthält den Cantus firmus im Sopran (ev. mit Oboe colla parte).
Es spricht nichts dagegen, die Messe bzw. das Proprium oder auch einzelne Motetten herauszunehmen und alleine aufzuführen.