Pauline Viardot-Garcia (1821–1910) war nicht nur als Sängerin, sondern auch als eine der vielseitigsten und außergewöhnlichsten Künstlerinnen ihrer Zeit eine europäische Berühmtheit. Sie komponierte zahlreiche Lieder und Bühnenwerke, führte Regie, arbeitete als Managerin und Operndirektorin und förderte viele damals noch unbekannte Komponisten wie beispielsweise Charles Gounod. Pauline Viardot setzte sich sowohl für zeitgenössische Werke als auch für die Musik vergangener Jahrhunderte ein.
Der im 19. Jahrhundert dominierende männliche Geniekult bestimmte die Musikgeschichtsschreibung und hatte zur Folge, dass den Beiträgen von Frauen zum Musik- und Kulturleben ebenso wie dem Künstlermodell der vielseitigen Musikerin oder des Musikers geringere Beachtung geschenkt wurde.
Diese Studie verschafft Pauline Viardot ihren Platz in der Historiographie, indem sie die verschiedenen Facetten ihres Wirkens auf den britischen Inseln und ihren Einfluss auf das dortige Musik- und Kulturleben nachzeichnet. Grundlage der Darstellung ist reiches, bisher weitgehend unveröffentlichtes Quellenmaterial wie Programmzettel, Zeitungskritiken, Briefe und das Tagebuch der Queen Victoria.