Cantate

Heute begegnen wir der hier neu herausgegebenen Kantate mit Verwunderung und Freude! Luise Gottsched (geborene Kulmus, 1713–1762) ist hauptsächlich durch ihre Komödien, Satiren, Übersetzungen und Rezensionen bekannt. Sie war die erste nichtaristokratische deutsche Frau, die europaweit aufgrund ihrer Gelehrsamkeit Berühmtheit erlangte. Wer aber weiß, dass sie auch Musik komponierte?

Gesangstechnisch ist Luise Gottscheds Solokantate nicht nur wegen der Höhe des Spitzentons durchaus als anspruchsvoll einzuordnen. Mit etwas mehr als zwei Oktaven erfordert sie einen recht weiten Stimmambitus und eine bewegliche Stimme für einige schnellere Passagen und für die – sparsam notierten – Verzierungen. Es entsprach zwar der sängerischen Praxis dieser Zeit, Verzierungen über die Angaben im Notentext hinausgehend auszuführen, Luise Gottsched selbst sprach sich jedoch ihr Leben lang in allen Bereichen für Einfachheit und Natürlichkeit aus und lehnte in ihren Augen gekünstelt wirkenden übertriebenen Zierrat ab.