Sechzig Jahre nach seiner Entstehung sehen wir, wie elegant Alfred Hitchcocks Thriller das Amerika der 1950er Jahre eingefangen hat: urbane Moderne, professionelle Höflichkeit und die drohende Bedrohung durch den Kalten Krieg. Der Film ist ein Technicolor-Wunder; farbenfroh und optisch umwerfend.
Der Protagonist, gespielt von Cary Grant, vollbringt unzählige todesmutige Heldentaten, von der Flucht vor einem mörderischen Flugzeug in einem Maisfeld bis hin zum Entkommen auf dem Gipfel des Mount Rushmore. Mit vertrauten Schauplätzen und einem attraktiven Cast ist North by Northwest (Der unsichtbare Dritte) eine wahre Augenweide.
Für den Ohrenschmaus sorgte Bernard Herrmann. Das Studio MGM wollte ursprünglich eine "Gershwin-artige" amerikanische Stadtmusik im Stil von Rhapsody In Blue, um die Eröffnungssequenz eines geschäftigen New York zu begleiten. Herrmann hielt dies für zu klischeehaft und komponierte stattdessen eine schillernde, schwindelerregende Ouvertüre, die der Komponisten als "kaleidoskopischer Orchester-Fandango, der dazu bestimmt ist, das folgende aufregende Kidnapping einzuleiten", beschreibt.
Der Fandango verkörpert perfekt den wilden Tanz zwischen Cary Grant und seinen Verfolgern. Die Partitur weist wild wechselnde Takte im 6/8- und 3/4-Takt, laute Blechbläser-Einwürfe und Herrmanns Vorliebe für tiefe, stimmungsvolle Holzbläser auf. Im Gegensatz dazu steht das Liebesthema.
Diese schöne Melodie enthält eine lange, liebliche Kantilene für Oboe und Klarinette, die es der Partitur ermöglicht, zu Atem zu kommen – wenn auch nur für einen Moment. Zum ersten Mal ist die Partitur von Der unsichtbare Dritte für Musiker:innen, Studierende, Dirigent:innen und alle, die Musik lieben, erhältlich. Sie erscheint in beständiger, hochwertig produzierter, aufwändig nach dem handschriftlichen Originalmanuskript edierter und ausführlich kommentierter Form.