Die Musikerbiographie erlebte im 18. Jahrhundert einen enormen Aufschwung. Als erster publizistischer Markstein gilt bis heute Johann Matthesons Sammelbiographie Grundlage einer Ehrenpforte (Hamburg 1740).
Die in diesem Buch kommentierten Quellen aus der Zeit J. S. Bachs zeigen, dass es damals „eines apologetischen Anlasses [bedurfte], um seine Lebensgeschichte, gar im Hinblick auf ihre Veröffentlichung, zu schreiben.“ (Günter Niggl)Das wirft die Frage nach Motiven und Rechtfertigungsstrategien des damals neuen Genresauf. Theologische Argumente, „modestie“, öffentliches Ansehen und Einkommensfragen wurden bemüht, auch unter Bezugnahme auf andere biographische Konzepte dieser Zeit.
Zunehmend galten Biographie und „Lebensart“ als Schlüssel zum Verständnis der Autoren und ihrer Werke: „Ihre Schrifften werde ich nicht auslegen können, wenn nicht eine hinlängliche Lebens= Beschreibung mir den Weg dazu bähnet“ (J. H. Zedler 1735).
Damit wird das zentrale Thema des Buches erkennbar: der in der schriftlich fixierten Biographie erkennbare Zusammenhang zwischen individueller Vita und den sozialen, konfessionellen und kompositorischen Bedingungen, unter denen Musiker lebten und handelten. Erst der Blick auf beides macht Biographien zu aussagekräftigen Dokumenten.