Die Reihe "Synagogalmusik" präsentiert ein wichtiges und bislang vernachlässigtes Kapitel der Musikgeschichte: Kompositionen, in denen sich die Traditionen der abendländischen Kunstmusik und der jüdischen Kultur begegnen.
‘Die Reihe Synagogalmusik beginnt mit 12 Präludien nach alten Synagogalintonationen (aus den liturgischen Kontexten von Schabatt, Pessach, Schawuot, Sukkot, zur Tempelweihe und Tempelzerstörung, Rosch ha-Schana und Jom Kippur) von Moritz Deutsch. Sie basieren auf liturgischen Gesängen wie Adir Hu, Al Harischonim, Ana und Hodu, Ki Mizion, Maos Zur, Barechu, Sch’ma Jisrael, Jaschbienu und Selach Na.
Diese reizvollen und abwechslungsreichen Stücke unterscheiden sich kaum von der liturgischen Gebrauchsmusik des 20. Jahrhunderts, wie wir sie von christlichen Komponisten der Romantik kennen; nur das letzte Präludium ist kompositorisch ambitionierter und in zwei kontrastrierenden Teilen etwas größer angelegt. Moritz Deutsch hatte in Breslaus neuer Synagoge (1872 eingeweiht, sie war die zweitgrößte nach der Berliner neuen Synagoge und eine der prachtvollsten im damaligen deutschen Reichsgebiet) mit zwei Manualen und dreißig Registern nur eine relativ bescheidene Orgel zur Verfügung; dagegen fanden sich seit der Mitte des 19. Jahrhunderts in vielen Synagogen wesentlich größere Instrumente.
Deutschs 12 Präludien waren ursprünglich für Orgel oder Pianoforte bestimmt und daher auf nur zwei Systemen notiert. Dies gilt auch für Band 2 der Reihe mit 10 Improvisationen op. 541 von Josef Löw, wobei sich hier zusätzlich noch einige sehr schöne und überraschende Modulationen finden, die dieser Musik eine besondere Würze verleihen. Von Löw sind 680 Opuszahlen bekannt; neben Stücken für Klavier, Orgel und Harmonium finden sich auch Werke für Orchester wie die Neuen Ungarischen Tänze oder die Böhmischen Tänze sowie Chormusik und pädagogische Arbeiten.