- mit einem Nachwort von Ludwig Striegel
- 65 Notenbeispiele
Das am Anfang unseres Jahrhunderts entstandene Libell entstand aus einem Vortrag heraus und setzte in seiner neuromantischen Sichtweise einen deutlichen Kontrapunkt zu den im Laufe des "Methodikerstreits" entstandenen nur allzu rational-physiologischen Tendenzen. Wie stark das Bedürfnis für ein Œuvre dieser Art war, belegt allein die Tatsache, dass es insgesamt 7 Auflagen erlebte, dessen 5. Auflage nun als Reprint vorliegt. Bemerkenswert ist aber über den zeitbedingten Erfolg hinaus dessen nachhaltige Rezeption in der Geschichte der Klavierpädagogik.
Erwähnt wird das Werk u. a. in Rudolf Maria Breithaupts einflussreichem Standardwerk "Die natürliche Klaviertechnik" als gewichtiger Beitrag zur Vortragslehre. Walter Niemann begrüßt es in seiner Bearbeitung von Adolph Kullaks "Ästhetik des Klavierspiels" als "durchaus subjektives, dichterisch und phantasievoll, romantisch, malerisch-bildhaft und naturbeseelt auslegendes modernes Künstlerbuch", während Carl Adolf Martienssen in seinem Buch "Schöpferischer Klavierunterricht" die "ekstatisch bewegte Klangwelt Josef Pembaurs" herausstellt. In welche Richtung Pembaur auch pädagogisch wirkte, zeigt sich an einer Schrift seiner Schülerin Frieda Schmidt-Maritz mit dem Titel "Musikerziehung durch den Klavierunterricht", der als ganzheitlich zu nennender Ansatz weit über die Bewältigung spieltechnischer Problemen hinausgeht und die Persönlichkeitsbildung mit Hilfe von Musik ins Zentrum aller pädagogischen Bemühungen stellt - in etlichen Details fühlt sich der Lehrer Pembaur auch reformpädagogischen Ideen verpflichtet.
Weitere Rezeption erfuhr die Schrift beispielsweise auch bei Josef Dichler ("Der Weg zum künstlerischen Klavierspiel") oder in Czeslaw Mareks "Lehre des Klavierspiels". "Von der Poesie des Klavierspiels" erinnert stilistisch sehr stark an Wackenroder/Tieck und klingt - laut vor sich hingesprochen - wie ein poetischer Text, dessen Bildhaftigkeit ihn zu einem Lesevergnügen für Klavierspieler werden lässt, die Sinn für die Suggestivkraft von Sprache haben: So wird die Welt des poetischen Klavierspiels zu einem Gegenentwurf, zu einem Utopia voll gefühlsbetonter Innerlichkeit in einer mechanisierten Umwelt. Dass diese Worte, niedergeschrieben 1998, am Ende eines wahrlich umwälzenden Jahrhunderts, noch die gleiche Gültigkeit haben wie im Jahr 1910, sollte uns zu denken geben. Maßgeblich für Pembaur ist sein Ausdruckswollen, das keine unbedeutenden oder beiläufigen Töne kennt. In der Konzentration auf Musik als ein Medium der Expression und Kommunikation liegt die Modernität von Pembaurs Gedanken.