- Ein musikdramatisches Hauptwerk Rameaus, nun in allen Fassungen aufführbar
- Im praktikablem Auszug von François Saint-Yves
Reicher denn je - Rameaus „Zoroastre“ in der Fassung von 1756
Rameaus überarbeitete Fassung seiner Oper „Zoroastre“, die zwischen dem 20. Januar 1756 und dem 26. März 1757 in der Académie royale de musique zu hören und zu sehen war, fand allgemein sehr guten Anklang. Und auch aus heutiger Sicht erweisen sich viele der Änderungen als dramatischer Zugewinn, erscheint das Werk doch insgesamt musikalisch reicher und straffer gebaut als das Original von 1749. Das altpersischen Quellen entnommene Thema des Librettos ist ein zeitloses: der Kampf zwischen Gut und Böse. Das Gute repräsentiert der religiöse Reformator Zoroastre, ein Vertreter des höchsten Lichtwesens Orosmade. Ihm steht der ehrgeizige Zauberer Abramane gegenüber, der Ariman, dem Geist der Finsternis, dient.
Die Oper enthält einige von Rameaus ekstatischsten und spirituellsten Musiknummern, so z. B. im 3. Akt die Episode der Sonnenanbetung mit der erhabenen „Hymne à la Lumière“, die aber aus unerfindlichen Gründen bei der Wiederaufnahme von 1756 entfiel. In der vorliegenden Bärenreiter-Ausgabe ist sie daher als Anhang 3 enthalten. Mit „Zoroastre“ wurde übrigens der Prolog, wie er in der französischen Oper seit ihren Anfängen in den 1670er-Jahren üblich war, abgeschafft. Stattdessen verwendete Rameau als erster eine Ouvertüre, die auf das gesamte Drama vorbereitet, und nahm Glucks Opernreform damit um viele Jahre vorweg.