Edition der Werkpläne
Thurnauer Schriften zum Musiktheater 30
Der Librettist und sein Werk rücken in der Regel ins Blickfeld, sobald es um seine Zusammenarbeit mit einem Komponisten oder spezielle Fragen etwa der Versifikation geht. Weniger bewußt ist dagegen, welche Arbeit er bereits im Vorfeld leistete: Hierzu gehörte es als Normalfall und keineswegs als Ausnahme, auch wenn nur wenige Beispiele bekannt und erhalten sind, zunächst einen Plan für das neue Libretto zu verfassen.
Völlig unerschlossen blieb bislang die wohl einmalige Fülle an Werkplänen aus der Hand von Eugène Scribe, dem "premier dramaturgien européen" zwischen 1820 und 1860. Auf ca. 2300 Seiten gibt die hier vorgelegte Edition aller erhaltenen Pläne zu 85 von Scribes musiktheatralischen Werken und weiteren 15 Projekten, die nicht vollendet wurden, Einblick in einen zum Teil harten und aufwendigen Entstehungsprozeß, der keineswegs allein vom genialen Einfall, sondern vielfach von detailreicher Arbeit geprägt ist und oft auch mehrere Versionen eines Plans einschließt. In der Tat kann man von einer Denk- und Schreibwerkstatt sprechen, in der Scribe wohl Helfer hatte, aber auf allen Ebenen selbst tätig war und stets der Verantwortliche blieb - völlig unabhängig, ob es sich bei den Komponisten um die Protagonisten ihrer Zeit wie Auber, Halévy, Meyerbeer, Adam, Donizetti, Verdi oder weniger Bekannte wie Clapisson, Massé, Batton Montfort handelt.
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