Die 12 Präludien (Chicago 1952-53) sind ein leuchtendes Beispiel für die vielseitige und ausdrucksvolle geniale Schöpferkraft ihres Komponisten. Jedes Präludium ist ein musikalisches Wesen, hat seine eigene Existenzberechtigung, seine eigene musikalische Botschaft. Insgesamt betrachtet bilden die 12 Präludien ein Werk von einer umfassenden Ausdrucksspanne, welche die gesamte Skala musikalischer Ideen durchläuft; Ideen, die Alfred Frankenstein mit Bezug auf diese Stücke prickelnd-pikant, lyrisch und musikphilosophisch nannte. Alle Präludien haben unterschiedliche Kompositionsformen; einige haben eine strenge, andere eine freie, unbegrenzte oder durchkomponierte Form. Überall innerhalb der 12 Stücke finden sich zahlreiche rhythmische Modell und Einfälle, die für Tcherepnins Musik stilbildend und typisch sind. Die Stücke, die aus einer Kompositionsphase Tcherepnins stammen, die von vielen als seine neoromantische Periode bezeichnet wird, sind reich an sanglicher, melodischer Lyrik; dennoch sind sie voller Frische sowie ganz und gar zeitgenössisch in Stil und Inhalt.