Andy Schreck: Blasmusiker, Pädagoge und Gründer von „On Air – Der Blasmusikpodcast“

(05.06.2023)

In „On Air – Der Blasmusik Podcast“ spricht Andy Schreck mit spannenden Gästen über Musik und das Leben, nun konnten wir mit der Person hinter dem Podcast sprechen. Im Interview mit dem Stretta Journal erfahren wir u. a., was ihn inspiriert, wie er Beruf und Privatleben unter einen Hut bekommt und warum die Blasmusikszene zusammenrücken sollte.

Andy Schreck Interview

Foto: © Ewelina Stępień

Andy Schreck |

Homepage: www.andyschreck.de

Der Dirigent Andy Schreck hat Lehramt Musik (Hauptfach Trompete) und Instrumentalpädagogik (Trompete) an der Hochschule für Musik in Würzburg studiert und ist aktuell als Musiklehrer am Frauenlob-Gymnasium in Mainz tätig. Im April 2020 gründete er „On Air – Blasmusikpodcast“, um mit Musikern, Dirigenten, Komponisten und Visionären über Musik und das Leben zu sprechen und andere für neue Ideen zu begeistern.

Ensembles & Erfolge

Seine bisherigen musikalischen Stationen waren die Posten als Dirigent des MV Harmonie Mönchberg, des MV Hausen bei Würzburg, er war Chorleiter des DaCapo-Liederkranz Sackenbach und des Männerchors 1896 e.V. Leidersbach, Ausbilder beim MV Frohsinn Großwallstadt und er leitete beim MV Heimatklang Mespelbrunn das Jugendorchester sowie die Jugendkapelle Bessenbach.

Außerdem spielte er als Flügelhornist im Profiblasorchester „Original Kapelle Egerland“, war Trompeter des Landesjugendjazzorchesters Bayern sowie im Sinfonischen Blasorchester Vorspessart und spielt bei der Aschaffenburger Kultband „Heatwave – A Tribute to Motown“. Außerdem ist er Gründer und Leiter des Projektorchesters „Kinzbach Musikanten“, mit denen er fünf CD-Produktionen und einige Auftritte in Radio und TV vorweisen kann.

Auch als Komponist für traditionelle Blasmusik ist Andy Schreck bekannt und arbeitet mit diversen Musikverlagen (Rundel, Klarus, Alpensound etc.) zusammen. Darüber hinaus spielt er regelmäßig mit der Brass Band Frankfurt und der Brass Band Hessen unter der Leitung von Hans-Reiner Schmidt (ehemals HR-Sinfonieorchester) und konzertiert mit diversen Sinfonieorchestern (u. a. Thüringer Sinfoniker) und sinfonischen Blasorchestern, gibt Workshops und Gastdirigate.

Kindheit & Ausbildung

Was war dein erster Kontakt mit Musik? Wie hat Musik Deine Kindheit beeinflusst?

Mein allererster Kontakt zu Musik war, dass bei uns relativ viel Musik (Blasmusik und volkstümliche Musik) lief. Ich hatte immer gerne gesungen und auf kleinen Kinderinstrumenten gespielt, diese auch mitgenommen und mich zu Blasorchestern, wenn diese irgendwo im Zelt oder so gespielt haben, dazu gestellt und geglaubt, ich sei dabei.

Mein Bruder hatte dann Keyboard gelernt, was für mich mit vier Jahren der Anlass war, das ebenfalls zu wollen. Also, alles was kam, war zunächst aus Eigeninitiative und nie von meinen Eltern forciert.

Wann hat sich dein Berufswunsch herauskristallisiert?

Relativ früh, glaube ich. So mit zwölf Jahren war klar, dass ich irgendetwas mit Musik machen will. Später kam dann der Schulmusik-Aspekt dazu, da ich gerne mit Gruppen arbeite.

Was oder wer hat dich dazu inspiriert, Trompete zu spielen, Lehrer zu werden und einen Podcast zu gründen? Was ist jetzt deine größte Inspiration?

Ich glaube, bei Trompete war es als Kind schon so jemand wie Walter Scholz. Später kamen natürlich die üblichen Verdächtigen aus dem Bereich dazu: Andre Maurice, Maynard Ferguson, Wynton Marsalis, Matthias Höfert etc.

Wir verwenden YouTube, um Videoinhalte einzubetten. Dieser Google-Service verfügt über eigene Cookies und kann Daten zu Ihren Aktivitäten sammeln. Näheres dazu finden Sie in der Datenschutzerklärung des Anbieters. Wir benötigen Ihre Zustimmung, um YouTube-Videos anzuzeigen:

YouTube-Inhalte anzeigen

Zum Podcast hat mich niemand speziell inspiriert. Ich höre gerne Podcasts aus verschiedenen Themenbereichen an, auch englischsprachige. Irgendwann habe ich mir die Frage gestellt, wieso es das nicht über Blasmusik gibt und ob dies nicht auch funktionieren könnte.

Generell inspirieren mich Menschen, die etwas zu sagen haben, die tiefer über das Leben und die Dinge, die sie tun, nachdenken. Das müssen nicht immer Musiker sein. Das ist auch mit ein Grund, wieso ich den Podcast mache. Ich möchte Menschen näher kennenlernen und verstehen, wieso sie Dinge auf eine / ihre ganz spezielle Art und Weise umsetzen.

Gibt es bestimmte Bücher & Lehrbücher, die dir geholfen haben, ein besserer Pädagoge und Musiker zu werden?

Ja, mit Sicherheit. Aktuell habe ich gerade „Der tanzende Direktor“ gelesen. Ein Buch über das neuseeländische Schulsystem. Daraus nehme ich viel mit und überdenke gerade mal wieder meinen Unterricht.

Da zitiere ich mal frei Quincy Jones: Um ein besserer Musiker zu werden, sollte man auch ein besserer Mensch werden. Da gibt es viele gute Bücher. Romane lese ich tatsächlich sehr wenige. Um trotzdem noch eines konkret zu nennen: „Mindset – Changing the way you think to fullfil my potential“ von Carol Dweck

Hattest du jemals Probleme mit deinem Karriereweg und wie wichtig ist deiner Meinung nach die mentale Gesundheit für Musiker:innen?

Auf jeden Fall. Ich bin ein großer Selbstzweifler, deshalb finde ich erst recht, dass mentale Gesundheit wichtig ist. Wobei ich mittlerweile den Begriff mentale Fitness besser finde, denn Gesundheit suggeriert einem, entweder man ist es oder man ist es nicht. Fitness impliziert, dass es auch mal schwächere Tage geben darf. Vieles im Leben und speziell in der Musik wird im Kopf entschieden.

Pädagoge und Podcaster:

Du bist seit Jahren als Podcaster sehr nah dran an den aktuellen Themen in der Blasmusikszene: Welche Herausforderungen gibt es und wo siehst du Chancen und positive Entwicklungen?

Generell finde ich es schön, dass die Blasmusik einen anderen Stellenwert hat als noch zu meiner Jugendzeit. Allerdings ist da noch ein weiter Weg zu gehen. Eines der größten Probleme, das ich sehe, kommt eigentlich von innen heraus: Solange wir selbst noch zwischen sinfonischer und traditioneller Musik unterscheiden und jeweils die eine über die andere heben, werden wir nicht viel weiter kommen.

Natürlich gibt es viele gute Beispiele, wie es auch anders gehen kann. Gerade solche Menschen lade ich in meinen Podcast ein, die zeigen können, dass es kein Problem ist, unter der Woche im Orchestergraben eine Oper aufzuführen und am Wochenende mit der Lederhose eine Polka zu spielen.

Was war das schönste Feedback zu deinem Podcast und welche Gäste haben dich am meisten bewegt?

Das schönste Feedback ist für mich immer, wenn jemand etwas aus dem Podcast mitgenommen hat und nun anders über sich, das Instrument oder die Musik nachdenkt. Auch hatte ich auch Nachrichten, die berichtet haben, dass der entscheidende Hinweis aus der Folge zur richtigen Zeit kam und Lösungen für sich finden konnten. Und da ging es nicht mal um Musik, sondern eher persönliche Hürden.

Ich habe wirklich viele Gäste, die mich bewegt haben, oft auf sehr unterschiedliche Weise. Meisten gehe ich aus einem Gespräch und habe zehn neue Ideen, drei Sachen, die ich gerne ändern möchte und hundert neue Fragen. Deshalb ist es wirklich schwer, einen Gast speziell herauszupicken.

Kannst du deine Schüler im Gymnasium für Blasmusik begeistern? Wie kann man der Jugend Blasmusik als Hobby oder sogar als Beruf schmackhaft machen?

Das ist bei uns tatsächlich nicht ganz so schwer, zumindest was die sinfonische Blasmusik betrifft. Wir haben an unserer Schule Bläserklassen und zwei große Blasorchester, deshalb ist der Stellenwert hier schon etwas gegeben. Die Berührung zur traditionellen Musik allerdings, die ist manchmal befremdlich, da Mainz nicht zwingend der Kulturkreis dafür ist. ;-)

Was hättest du dir gewünscht, dass dir jemand vorher über deinen Beruf gesagt hätte, und was ist der beste Rat, den du erhalten hast?

Dass das Anstrengendste die Eltern sein können. ;-) Leider sind die Ansprüche sehr gestiegen und man konzentriert sich nicht mehr auf die Klassengemeinschaft, sondern schaut nur noch, dass das eigene Kind besonders behandelt wird. Das ist leider schon sehr anstrengend.

Wie viel spielst und übst du selbst noch?

Leider komme ich nicht mehr so zum Üben, wie ich es gerne will. Ich versuche aber zumindest zwei- bis dreimal die Woche eine Stunde zu spielen. Wenn lange nichts ansteht, dann fällt das auch gerne mal weg. Es kostet mich allerdings viel Kraft, diese zwei bis drei Übeeinheiten in meinen Alltag zu integrieren.

Ich spiele selbst im Moment wieder sehr viel traditionelle Blasmusik und Brass Band. Sinfonische Blasmusik kommt meistens wieder im 2. Halbjahr.

Noten und Persönliches

Du kennst alle Positionen. Welche Rolle ist dir am liebsten: die des Musikers, des Pädagogen oder des Interviewers?

Sehr gute Frage, auf die ich leider keine Antwort habe. Ich stelle sie mir immer wieder und weiß es nicht. Alles hat seinen Reiz und seinen Fokus.

Was sind deine Lieblingsstücke für Blasmusik?

In der traditionellen Musik: „Astronauten-Marsch“, „Moldau-Walzer“ nach Ernst Mosch, „Das ist mein Leben“ (Polka) von Franz Watz.

In der sinfonischen Musik: „I vow to thee my Country“ (in der Bearbeitung von Geoff Knorr); generell Stücke von Rolf Rudin und Alfred Reed.

Wir verwenden YouTube, um Videoinhalte einzubetten. Dieser Google-Service verfügt über eigene Cookies und kann Daten zu Ihren Aktivitäten sammeln. Näheres dazu finden Sie in der Datenschutzerklärung des Anbieters. Wir benötigen Ihre Zustimmung, um YouTube-Videos anzuzeigen:

YouTube-Inhalte anzeigen

Wie beeinflussen das Internet und die Technologie die Welt der Musik und die Welt der Noten? Nutzt du selbst digitale Noten und Apps?

Da bin ich tatsächlich oldschool. Ich mag einfach haptische Noten. Ich mag nicht so gerne aus dem Tablett spielen, auch wenn das natürlich Vorteile hat. Apps benutze ich noch zu wenige, ich starte da gerade einige Versuche, auch im Schulkontext.

Fällt es dir leicht, ein Gleichgewicht zwischen Beruf und Privatleben zu finden, und wie organisierst du deine unterschiedlichen Jobs?

Nein. :-) Organisieren ist eine wichtige Sache, sonst schaffe ich das nicht. Ich führe sehr akribisch einen Terminkalender und versuche mir jeden Tag gut einzuteilen, wie lange ich für etwas brauche. Das geht mal besser, mal schlechter. Meine Frau unterstützt mich da sehr und ist auch sehr großzügig. Allerdings haben wir einen kleinen Wirbelwind – dem ist so eine Planung egal. Das ist aber grundsätzlich okay, sonst würde ich nur noch mehr machen.

Welche Musik hörst du privat am liebsten?

Von Jazz, Fusion, Funk über Dancehall, Reggae bis hin zur Klassik und Blasmusik. Relativ viel. Kommt auf die Stimmung an.

Gibt es eine Lieblings-Notenausgabe, die du besitzt? Erinnerst du dich an die ersten Noten, die du als Kind bekommen hast, und an das erste Notenbuch, das du dir selbst gekauft hast?

Ich erinnere mich an meine erste Klavierschule. Ich konnte noch nicht lesen, also wurden Bilder für die Notennamen drunter gemalt. Und es gibt noch einige Arrangements aus dem Musikverein, die ich auch in anderen Musikvereinen wiedergesehen habe, da kommen natürlich Erinnerungen hoch.

Hältst du eine bestimmte Aktivität, die nichts mit Musik zu tun hat, wichtig für Musiker?

Ja, aber da bin ich leider super schlecht. ;-) Ich mache selbst noch ein wenig Sport, würde aber gerne noch mehr machen, aber dafür ist wirklich kein Platz mehr. Es hilft aber, sich nicht ausschließlich über die Musik zu definieren.

Was war die beste und die schlimmste Reaktion auf deine Musik / Arbeit?

So richtige schlimme hatte ich Gott sei Dank noch nicht. Es gibt auch nicht die beste. Aber wenn ich ein Konzert dirigiere und danach die Musiker mit leuchtenden Augen von der Bühne gehen, habe ich mein Ziel erreicht. Und beim Podcast? Wenn der Gast hinterher sagt, dass er zwischenzeitlich das Mikro vergessen hat.

Was sind deine Träume als Musiker / Pädagoge und Mensch? Gibt es etwas, das du noch erreichen willst?

Da gibt es einige. Ich würde mich auf jeden Fall sehr freuen, wenn der Podcast noch ein paar Jahre anhält und sogar noch etwas wächst. Vielleicht schaffe ich es, einen Beitrag dazu zu leisten, dass wir innerhalb der Szene enger zusammenrücken und nicht mehr so gespalten sind.

Ansonsten will ich dafür sorgen, dass meine Familie glücklich ist. Wenn meine Tochter irgendwann sagen kann: „Danke, ich bin ein sehr glücklicher Mensch“, dann habe ich alles erreicht, was es zu erreichen gibt.

Blasmusik-Portal – Tipps zum Lernen und Üben, Aktuelles und mehr!

Blasmusik-Portal – Tipps zum Lernen und Üben, Aktuelles und mehr!

Alles für Holz- und Blechbläser, Blasorchester oder Bläserensemble – hier findest Du Tipps zum Lernen und Üben, Termine, Noten-Empfehlungen und interessante Beiträge zu allen Themen rund um Blasinstrumente.

weiterlesen
Verband deutscher MusikschulenBundesverband der Freien MusikschulenJeunesses Musicales DeutschlandFrankfurter Tonkünstler-BundBundes­verb­and deutscher Lieb­haber-OrchesterStützpunkt­händ­ler der Wiener Urtext Edition

© 2004–2024 Stretta Music. Notenversand – Noten online bestellen und kaufen.

Ihr Spezialist für Noten aller Art. Musiknoten Online Shop, Notenblätter und Play Along per Download, Bücher, Notenpulte, Pultleuchten, Zubehör.

Für das Land Weltweit gibt es eine eigene Stretta Webseite. Falls Ihre Bestellung in dieses Land geliefert werden soll, können Sie dorthin wechseln, damit Lieferzeiten und Versandbedingungen korrekt angezeigt werden. Ihr Warenkorb und Ihr Kundenkonto bleiben beim Wechsel erhalten.

de-netzu Stretta Music Weltweit wechseln de-deauf Stretta Music Deutschland bleiben