Cello lernen – 20 Fragen an Liana Pereira

(19.11.2021)

Liana Pereira Liana Pereira spielt seit ihrem 14. Lebensjahr Violoncello.

Sie gibt seit vielen Jahren Unterricht und leitet Workshops und Kurse für Cello und Viola da Gamba...

VORAUSSETZUNGEN


Was ist das perfekte Einstiegsalter?

Ab drei Jahren! Für Kinder gibt es kleinere Modelle des Instruments. Ansonsten jederzeit, wenn die Entscheidung, Violoncello zu lernen, getroffen ist.

Muss ich Noten lesen lernen?

Wenn man die wunderschöne Musik, die für Violoncello geschrieben wurde, spielen will, muss man Noten lesen können. In der Suzuki-Methode, nach der ich selbst unterrichte, wird zunächst grundsätzlich ohne Noten gelernt. Zuerst werden die Noten gehört, gesprochen und nachgeahmt und erst später gelesen – wie beim Erlernen der Muttersprache.

Gibt es Instrumente, die auf dieselbe Art gespielt werden?

Nicht direkt, aber vom Violoncello kann man vieles auf die Familie der Viola da Gamba übertragen, die vor allem in der Barockzeit gespielt wurde.

Welche körperlichen Voraussetzungen sind von Vorteil?

Kraftausdauer, vor allem auf beide Hände und Arme bezogen.

Wie erkennt man, ob man für das Instrument bereit ist?

Sobald die Vorfreude aufs Cellospielen mögliche Hindernisse überwiegt, sind gute Voraussetzungen geschaffen.


FINANZIELLES


Was kostet das Instrument?

Ab ca. 18 € pro Monat ist es möglich, eine komplette Garnitur (Instrument, Bogen, Hülle) zu mieten. Die Preise variieren stark je nach Mensur (Längenmaß eines Streichinstruments) und Qualität des Instruments. Ein industriell hergestelltes kostet z. B. dementsprechend weniger als ein Meisterinstrument. Ab ca. 800 € können Einsteigermodelle erworben werden; zwischen 4.000 € bis mindestens 8.000 € kostet ein richtig gutes Cello.

Gibt es weitere Kosten?

Ja. Ein Bodenschoner (18 €), Kolophonium (Bogenharz; 20 €) und ein eigener Cello-Kasten (300 €) sind die ‚drei heiligen‘ Zubehörteile, die von Anfang an nicht fehlen dürfen!

Wie aufwendig ist die Wartung?

Die Wartung ist nicht aufwendig, es sei denn, das Instrument ist mit Darmsaiten bezogen. Darmsaiten klingen wunderbar, aber reagieren empfindlich auf hohe Luftfeuchtigkeit. Bei normalen (Stahl-)Saiten kommt es aber trotzdem vor, dass z. B. die Stimmung nicht hält.

Wie wird das Instrument transportiert?

Am besten wie ein Rucksack auf dem Rücken! Wenn man mit dem Flugzeug reist, bucht man am besten einen zusätzlichen Sitzplatz nur für das Instrument. Es gibt zwar auch spezielle Flug-Hardcases für den Frachtraum, aber dies ist wirklich nicht zu empfehlen!


ÜBUNG MACHT DEN MEISTER


Kann man sich das Instrument selbst beibringen?

Bis zu einem gewissen Grad, ja. Es ist aber zu empfehlen, eine Lehrkraft aufzusuchen, auch um Haltungsschäden zu vermeiden. Ein schöner Klang und eine gute Intonation sind von professioneller Anweisung abhängig.

Wie wählt man passendes Übungsmaterial aus?

Am besten mit einem Experten bzw. einer Lehrkraft, die sich gut mit der Materie auskennt. Erfahrung spielt hier eine große Rolle: Wer sich weniger auskennt, hat es schwerer, zu entscheiden, welcher Weg für ihn adäquat ist.

Wie kann man üben, ohne andere zu stören?

Mit einem Dämpfer. Für das Cello gibt es verschiedene Modelle wie Mute Metall, ein Dreizack aus Holz oder Gummi auf allen vier Saiten. Alle reduzieren drastisch die Lautstärke des Klanges, haben allerdings unterschiedliche Klangcharakteristika.

Welche unterschiedlichen Spieltechniken gibt es?

So viele, wie es unterschiedliche Menschen gibt. Aber natürlich stellt jeder Musikstil in Klassik, Pop und Jazz je eigene Anforderungen an das Instrument.

Wann kann man mit ersten Erfolgen rechnen?

Ab der ersten Stunde, jeder Schritt sollte als Erfolg gesehen werden! In einem regulären Unterrichts- und Übungsrhythmus kann man in etwa einem Jahr die Sicherheit erlangen, vor Publikum zu spielen. Das ist allerdings abhängig von der Persönlichkeit des Schülers. Zielstrebigkeit spielt hier eine große Rolle.


Violoncello lernen


UND DANN...


Was sind beliebte Stücke für das erste Vorspiel?

Alle Arten von Kanons, Songs aus Pop- und Filmmusik und kleine Perlen aus der Barockzeit.

Was sind die Klassiker und was ist Dein Lieblingsstück?

Klassiker sind „Der Schwan“ aus dem Karneval der Tiere von Camille Saint-Säens, die 6 Suites a Violoncello Solo senza Basso von Johann Sebastian Bach, die Sonaten für Cello und Basso continuo von Jean-Baptiste Bréval, die Sonaten für Cello und Klavier von Johannes Brahms, Ludwig van Beethoven und Claude Debussy sowie die Cello-Konzerte von Joseph Haydn, Antonín Dvořák und Robert Schumann sollen auf jeden Fall hier auch nicht vergessen werden! Das Cellokonzert von Edward Elgar bewegt mich besonders.

Welches Stück macht richtig Lust auf das Instrument?

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Wie kann man mit anderen gemeinsam musizieren?

Von Duos über Klaviertrio und Streichquartett bis hin zu Orchestern und Bands hat man eine große Auswahl an Möglichkeiten. Besonders faszinierend sind Ensembles, die nur aus Celli bestehen, wie etwa das Celloquartett. Eine Sonderrolle nehmen die berühmten 12 Cellisten der Berliner Philharmoniker ein, für die viele Werke komponiert und arrangiert wurden.

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Welche Funktion erfüllt das Instrument in Ensembles?

Im klassischen Orchester übernimmt die Cellogruppe zum einen die Bassfunktion und spielt häufig gemeinsam mit den Kontrabässen. Zum anderen wird dem Cello wegen seines ausdrucksvollen Tons auch oft die Melodie übertragen, besonders eindrucksvoll am Beginn der 7. Sinfonie von Anton Bruckner. Der Klang des Cellos wird häufig mit der menschlichen Stimme verglichen.

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Gibt es Klischees zum Instrument und seinen Spielern?

Ja, es gibt Klischees! Diese werden aber nicht immer erfüllt! Cellisten sind bekannt als ruhige und vielleicht introvertierte Menschen. Ich selbst erfülle beide Klischees nicht!

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