(18.06.2021)
Der Opern- und Konzertsänger Sven Fürst hat mit 20 Jahren begonnen, Gesang zu lernen. Er unterrichtet an der Hochschule für Musik Würzburg ...
Für die Musik im Allgemeinen und das Singen im Speziellen gibt es meiner Meinung nach kein perfektes Einstiegsalter. Professionelle Sänger haben, im Vergleich mit Instrumentalisten, oft erst relativ spät mit dem Singen begonnen. Generell gilt: Sobald sich beim Kind/jungen Menschen ein Bedürfnis regt, sich ‚künstlerisch‘ in dieser Richtung zu betätigen, kann mit dem Gesangsunterricht und/oder dem Singen im Chor begonnen werden.
Noten lernen muss jeder zukünftige Musiker sowieso irgendwann, deswegen würde ich das gleich mit an den Beginn stellen und, auch hier in spielerischer Art und Weise, gleichzeitig mit dem Singen auch mit dem Notenlesen lernen anfangen.
Beim Singen als ‚Melodieinstrument‘ ist als Zweitinstrument immer das Klavier als Harmonieinstrument zu empfehlen, weil man Stücke musikalisch besser verstehen lernt und man sich als Sänger – mit Hilfe des Klaviers – seine Stücke unabhängig von Anderen selbst erarbeiten – und im Notfall begleiten – kann.
Der Blick auf die große optische Diversität von Sängern zeigt, dass alles möglich ist. Zuträglich sind sicher ein (nach dem Heranwachsen) tiefer Brustkorb, beweglicher Kiefer, etc. Da man als Sänger aber sein Instrument nicht fertig kaufen kann, sondern während des Heranwachsens und Übens selbst ‚baut‘, wird sich vieles trainieren lassen, das zuerst noch nicht vorhanden ist (Atemmuskulatur, direkterer Zugang zur Sprechmuskulatur etc.).
Ausprobieren! Man merkt nach einer gewissen Zeit sicher, ob es das Richtige war, oder ob sich die Interessen plötzlich in andere Richtungen verändern, sei es im Bezug auf das Instrument oder im Bezug auf ganz andere Gebiete. Eine Erfolgsgarantie gibt es nicht, aber Gelerntes kann einem nie mehr genommen werden.
Der größte Vorteil des Singens ist, dass es erst einmal nichts kostet (außer evtl. den Unterricht) und dass man sein Instrument immer dabei hat (was natürlich bei Schnee und Nieselregen ohne Schal und Mütze auch mal ein Nachteil sein kann…).
Beim Singen kostet natürlich der Unterricht, der nicht zu teuer sein muss, um gut zu sein! Außerdem muss man sich die gewünschten Noten anschaffen – oder auf den Wunschzettel setzen.
Als Sänger trägt man sein Instrument immer bei sich. Dieser Umstand ist Segen und Fluch zugleich. Jeder Sänger muss im Lauf der Zeit seinen Körper kennenlernen und wissen, wie die Stimme auf welche Reize reagiert – sei es Kälte, Rauchen, kranke Familienmitglieder, exzessives Feiern, zu wenig Schlaf etc.
Das Beste wäre natürlich, den kleinen Bändern im Hals nicht zu oft zu viel zuzumuten und ein bisschen Stimmhygiene zu betreiben: viel Gesundes trinken, ausreichend schlafen, wenig reden...
Wir können leider nicht den Klavierstimmer kommen lassen oder uns auf eine gerissene Saite herausreden, wenn mal wieder der „Stimmbandfasching“ – so die herrliche Formulierung einer Kollegin – stattfindet...
In uns, mit uns, bei uns... Sperrgepäck sollte also im Flieger nicht nötig sein.
Beim Singen ist der Selbstunterricht (mit Ausnahme von einigen Geschichten über begnadete Autodidakten) nicht wirklich sinnvoll und ratsam, denn das physiologisch/anatomisch richtige Singen sollte vor allem auch anfangs immer durch ausgewiesene Experten begleitet und korrigiert werden, damit die Dinge, gerade beim jungen untrainierten Sänger, nicht in die völlig falsche Richtung laufen. Als Sänger kann man sich kein neues Instrument kaufen, wenn das ‚alte‘ ruiniert ist.
Auch das sollte anfangs in Rücksprache mit dem Lehrer geschehen, damit man sich nicht zu früh über- oder unterfordert. Neue Stücke dürfen und sollten Schwierigkeiten enthalten, die die vorherigen nicht enthalten haben, damit man weiterkommt, aber Schritt für Schritt.
Das beurteilt leider immer die Nachbarschaft…
Es gibt zahlreiche unterschiedliche Gesangstechniken, je nachdem, in welcher Sparte man sich tummeln möchte. Der augenscheinlichste Unterschied ist der zwischen dem sogenannten ‚klassischen‘ Gesang, also dem Gesangsstil, der in Oper, Konzert und Lied (mit Ausnahmen) vorherrscht, und dem Musical-/Pop-Gesang. Die verschiedenen Klangfarben entstehen durch eine andere Führung der Stimme und einer Überbetonung einzelner Register, also Stimmbereiche, zugunsten anderer, was den jeweiligen Klangidealen der verschiedenen Sparten geschuldet ist.
Aber auch im Bereich ‚klassischer Gesang‘ gibt es Technikunterschiede bezüglich der Gesangsliteratur, sei es nun Alte Musik oder zeitgenössische Literatur, die ganz neue Anforderungen an die menschliche Stimme stellen.
Beim Singen sieht man eigentlich relativ schnell Erfolge, wenn man mit Herzblut und Freude dabei ist und nicht zu schnell Unerreichbares erreichen möchte.
Es gibt herrliche Liedersammlungen, die sich für das erste Vorsingen anbieten: Arie Antiche in passender Tonart, der frühe Mozart, frühe deutschsprachige Kunstlieder, leichtere Disney- oder Musical Songs…
Klassiker bei Gesang sind natürlich immer Mozart, Schubert, Bach, da findet man unendlich viel Passendes, Machbares, Berührendes, aber bekommt auch ab und an seine Grenzen aufgezeigt, die zu überwinden wieder neuen Ansporn gibt. Ein Lieblingsstück hab ich eigentlich keines; wenn man mir die Notenwahl für die einsame Insel überlassen würde, wären das sicher die Bass-Arien aus der Matthäus-Passion von Bach, Mozarts Don Giovanni und Lieder von Richard Strauss… oder Schuberts Schöne Müllerin… oder oder oder…
Ein herrliches Hörbeispiel, um zu sehen, wohin die Reise gehen kann, ist sicher Der Hölle Rache kocht in meinem Herzen, die Arie der Königin der Nacht aus Die Zauberflöte von W.A. Mozart. Zu erleben, wozu die menschliche Stimme an Ausdruck und Kunst fähig ist, macht sehr dankbar, glücklich und bescheiden!
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YouTube-Inhalte anzeigenGesang ist universell einsetzbar, Solo, Duett, im kleinen Ensemble, im Chor, mit Instrument und Instrumenten …
Transport von Emotionen mit Hilfe der menschlichen Sprache – welches Instrument kann das schon?
Der Klischees sind so viele, dass sie ganze Bücher füllen: Die Soprane seien kapriziös und schwierig, die Altistinnen ausgeglichen und meist zwei Meter groß, die Tenöre unpünktlich, egozentrisch und dumm, die Bässe langsam und so weiter und so fort. In der Regel sind die meisten Sänger heutzutage aber das genaue Gegenteil ihrer Klischees – von den riesigen Altistinnen mal abgesehen.
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zu Stretta Music Weltweit wechseln auf Stretta Music Deutschland bleibenIch habe mit dem Singen relativ spät begonnen, mit Anfang 20. Zuerst habe ich, ab der 5. Klasse, Querflöte gespielt, war in diversen Orchestern und bei der Bundeswehr im Musikkorps. Eigentlich wollte ich dieses Instrument studieren, aber nach und nach hat sich herauskristallisiert, dass ich meinen musikalischen Lebensweg als Sänger beschreiten muss.
Auf das Singen bin ich lustigerweise durch die Arie der Königin der Nacht gekommen. Meine liebste und älteste Schulfreundin bekam zum Geburtstag Die Zauberflöte von ihrer sehr musikbegeisterten Tante geschenkt. Wir haben die Aufnahme dann tagelang ohne Unterlass gehört, die Königin-Arie natürlich immer 20mal hintereinander, solange bis uns ihre Eltern Abstinenz verordneten und die Platte erst einmal einkassierten. Kurz danach habe ich mir Salome von Richard Strauss gekauft, nun zum Leidwesen meiner eigenen Eltern, und damit war der Funke endgültig übergesprungen: Ich machte das Singen zum Beruf.
Neben vielen wunderbaren Projekten im Oratorienbereich, an denen ich oft in Würzburg mitwirken darf, sind es auch immer besondere Opernaufführungen, die meinen Beruf so interessant und abwechslungsreich machen. Opern gesungen habe ich zum Beispiel schon in diversen Produktionen bei der Pasinger Fabrik in München, bei der Jungen Oper Köln (noch als Student), bei Sommeropern der Welsh National Opera oder bei einer Uraufführung am Opernhaus St. Gallen. Und das ist nur ein kleiner Ausschnitt…
Das Besondere an der Opernarbeit ist, im Gegensatz zum Singen in Konzerten, dass man lange Zeit mit vielen Kollegen, dem Regisseur und dem ganzen Team zusammenarbeitet. Dann zu erleben, wie die Stücke und man selbst nach der Premiere, wenn kein Regisseur mehr aufpasst, sich weiterentwickeln, ist eine äußerst bereichernde Erfahrung.