Tuba lernen – 20 Fragen an Rupert Gratz

(02.06.2022)

Rupert Gratz

Rupert Gratz spielt seit dem 14. Lebensjahr Tuba. Er ist Lehrer für Tuba am Musikum Salzburg und leitet die Internationalen Tubatage (Instagram: ) und die Internationalen Musiktage in Großarl (Instagram: )...

Ich liebe den wunderschönen Klang des Instruments, die vielseitigen Einsatzmöglichkeiten der Tuba sowie die verschiedenen Klangfarben und musikalischen Gestaltungsmöglichkeiten, die dieses Instrument bietet. Große Freude bereitet es mir, es anderen beizubringen. Mein Motto lautet: „An alle! Lernt Tuba! Es ist sehr leicht!“


VORAUSSETZUNGEN


Was ist das perfekte Einstiegsalter?

Viele werden jetzt glauben, dass man mit dem Tubaunterricht nicht so früh beginnen kann. Meine langjährige Erfahrung als Instrumentalpädagoge bestätigt mir aber, dass man bereits in sehr jungen Jahren mit dem Tubaspielen starten kann. Auch sind keinerlei Vorkenntnisse (Posaune, Bariton…) nötig.

Wenn das Kind unbedingt Tuba spielen will, wird es einen Weg finden, das Instrument zu händeln. Meine jüngsten Schüler waren fünf Jahre alt. Mit Kinder-Tuba, Spielständer und Unterstützung der Eltern ist der Einstieg in diesem Alter schon sehr gut möglich, wenn man auf die speziellen Bedürfnisse der Kinder eingeht. Das Interesse der Youngsters zu wecken und aufrecht zu erhalten, kann schon recht herausfordernd sein, aber es lohnt sich.

Muss ich Noten lesen lernen?

Dass es ratsam ist, sich mit dem Notenlesen vertraut zu machen, ist sicher unumstritten, und wenn man von der Pike auf damit beginnt, ist es auch leicht zu erlernen. Es ist wie mit dem Schreibenlernen in der Schule: anfangs ist es sehr viel und vielleicht auch etwas schwer, aber mit der Zeit kennt man alle Buchstaben und das Schreiben geht immer schneller und flüssiger von der Hand. So sehe ich das auch in der Musik. Natürlich lässt sich jedes Instrument auch nach Gehör erlernen. Eine Kombination aus Auswendigspielen und Notenlesen ist mit Sicherheit die ideale Kombination.

Gibt es Instrumente, die auf dieselbe Art gespielt werden?

Bei allen Blechblasinstrumenten, wie der Tuba, entsteht der Ton dadurch, dass man die Luftsäule im Instrument mit den Lippen zum Schwingen bringt. Dieses Prinzip gilt beispielsweise auch bei Trompete, Horn, Posaune usw…

Jedes dieser Instrumente benötigt aber eine ganz spezielle Ansatztechnik. Tuba spielt man mit einem anderen Ansatz als z. B. Horn. Wenn man Tuba lernen will, sollte man daher immer zu einer Lehrkraft gehen, die selbst auch Tuba spielt. Direkt verwandte Instrumente der Tuba sind beispielsweise das Helikon oder das Sousaphon. Sie unterscheiden sich in der Bauform, werden aber in der Regel von Tubisten gespielt.

Welche körperlichen Voraussetzungen sind von Vorteil?

Auch wenn das Instrument sehr groß ist, kann die zarteste Person wunderschöne Töne aus der Tuba hervorzaubern. Wie bereits erwähnt, kann man im Grundschulalter schon mit dem Tubaspielen starten.

Durch geeignete Kinderinstrumente und sinnvolles Zubehör (z. B. ein Tuba-Spielständer, auf dem das Instrument aufliegt) ist keine Muskelkraft nötig, um das große und schwere Instrument zu halten. Es steht auf dem Ständer und muss nur ausbalanciert werden, damit es nicht umfällt. Der Schüler muss also nur in der Lage sein, die Lippen zum Schwingen zu bringen, die Ventile mit den Fingern zu bedienen und mehrere Sekunden die Luft in die Tuba strömen zu lassen.

Wie erkennt man, ob man für das Instrument bereit ist?

Da empfehle ich einfach eine Schnupperstunde. Dazu sollte man sich eine erfahrene Tubalehrkraft suchen, auch wenn der Unterricht nicht gleich ums Eck stattfinden kann. Anschließend wäre es angebracht, ein größenmäßig passendes Instrument zu testen.

Ein paar Leitfragen zur ersten Einschätzung:

  • Kann ich auf Anhieb lange Töne aushalten?
  • Wie fühlt es sich an, wenn ich auf der Tuba spiele?
  • Fühle ich mich wohl?
  • Passt das Instrument zu mir, zu meinem Typ?
  • Kann ich die Finger auf die Ventile legen und sie betätigen?
  • Habe ich ein Gefühl für Rhythmus?
  • Habe ich Zeit zum Üben?
  • Kann ich das Üben in meinen Tagesablauf einplanen?

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FINANZIELLES


Was kostet das Instrument?

Die Preisspanne bei Tuben liegt aufgrund der sehr aufwendigen Herstellung und der Präzisionskomponenten, wie etwa die Ventile, zwischen 1.400 € und ca. 20.000 €. Hochwertige Instrumente (z. B. Melton oder B&S Tuben) verlieren über die Zeit nicht an Wert und können bei sorgfältiger Pflege sehr gut weiterverkauft werden.

Die Möglichkeit des Leasings oder Mietens einer Tuba – die Monatsrate beträgt zwischen 60 € und 140 € – wird auch von einigen Händlern angeboten. Es empfiehlt sich auch, mit der Blaskapelle vor Ort zu sprechen. Diese stellen oft gerne ein Instrument kostenlos oder gegen eine geringe Gebühr bereit und freuen sich über neue Mitglieder im Verein.

Gibt es weitere Kosten?

Es braucht einen Tubakoffer oder ein Tubatasche (Gigbag) zum Transportieren des Instruments, außerdem ein Mundstück, Tuba-Spielständer, Notenhefte, Notenständer, Metronom, Stimmgerät, Tragegurt, Ventil-Öl (zum regelmäßigen Einölen der Ventile), Zugfett (zum regelmäßigen Einfetten der Stimmzüge und Bögen), sowie ein gewisses Budget für den Unterricht und Weiterbildungsveranstaltungen.

Wie aufwendig ist die Wartung?

Wie immer gilt: wer auf seine Sachen achtet, hat länger was davon! Die Ventile sollten mehrmals pro Woche geölt werden. Das dauert nur kurz und ist leicht erlernbar. Die Empfehlung meines Instrumentenbauers lautet sogar, nach jedem Spielen ein Innenöl zu verwenden, damit sich keine Ablagerungen in der Tuba bilden und der Speichel nicht das Metall angreift, sowie die Oberfläche mit einem weichen Tuch zu reinigen.

Alle paar Monate sollte die Tuba mit klarem Wasser in der Dusche durchgespült werden. Ablagerungen werden dabei herausgespült. Ungefähr einmal im Jahr sollte man beim Fachmann einen Ventilservice machen lassen, ähnlich wie ein Service beim Auto.

Wie wird das Instrument transportiert?

Die Tuba wird entweder in einer Tasche oder in einem Koffer transportiert. Im Koffer ist das Instrument zwar besser geschützt, aber zusammen mit der großen Tuba kommt da schon ein ordentliches Gewicht zusammen. Die Tasche (Gigbag) ist schön kompakt; man kann hier aus einem großen Angebot wählen. Für die richtige Größe lässt man sich im Fachhandel beraten.

Reist man mit dem Flugzeug, benötigt man einen Spezialkoffer oder man bucht einen zusätzlichen Sitzplatz. Vorteil: Man bekommt ein zweites Essen, weil man zwei Sitzplätze hat. :-)


Noten zum Einstieg


ÜBUNG MACHT DEN MEISTER


Kann man sich das Instrument selbst beibringen?

Kann man sich nicht fast alles selbst beibringen? Warum ist es klug, hier keine Abkürzung nehmen? Man bekommt von der Lehrkraft vieles erklärt und gezeigt, wie Dinge richtig funktionieren – das ist nachhaltiger, als alles selbst herausfinden zu müssen. Vor allem bei Atmung, Haltung, Stellung von Kiefer und Lippen können sich sonst schnell Fehler einschleichen.

Die beste Kombination ist: Unterricht – hier von den Besten zu lernen –, wissbegierig zu sein und zu bleiben. Ein klares Ziel und Ausdauer garantieren den Erfolg! Auf der Suche nach einer tollen Lehrkraft sollte man sehr sorgfältig vorgehen.

Wie wählt man passendes Übungsmaterial aus?

Das kommt immer darauf an, welche Projekte gerade bei den Schülern anstehen. Steht er oder sie gerade am Beginn, verwende ich individuelle Übungen, die ich genau auf den Menschen abstimme. In den letzten Jahren gibt es immer mehr neue Literatur für den Tubaunterricht, wie zum Beispiel das Anfängerheft Tuba Fuchs. Da die Kinder oft unterschiedliche Lerntypen haben, sollte man als Lehrkraft über eine große Methodenvielfalt verfügen.

Wie kann man üben, ohne andere zu stören?

Auch für Tuba gibt es verschiedene Dämpfer, beispielsweise aus dem Hause Johann Schlipfinger. Orchestermusiker verwenden diese auch gerne, um im Hotel üben zu können. Diese Dämpfer eignen sich dafür hervorragend und reduzieren die Lautstärke enorm. Trotzdem kann man beim Spielen noch alles gut hören.

Ich persönliche übe auch gerne im Freien. Ich suche mir ein ungestörtes Plätzchen und genieße die schöne Umgebung. Grundsätzlich sollte man beim Üben das Gefühl haben, niemanden zu stören. Das fühlt sich einfach besser an.

Welche unterschiedlichen Spieltechniken gibt es?

Mit der richtigen Spieltechnik kann man mit einer Tuba bis in die Subkontra-Lage spielen, d. h. tiefer als der tiefste Ton am Klavier! Das ist mit anderen Instrumenten schwierig. Generell ist es möglich, einen sehr großen Tonumfang auf der Tuba zu spielen (zwei bis fünf Oktaven). In neueren Kompositionen werden gerne Multiphonics und Mouthpercussion eingebaut. Beispiel gefällig? Bitte sehr:

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Wann kann man mit ersten Erfolgen rechnen?

Das geht in der Regel sehr schnell. Oft gelingt es schon in der ersten Unterrichtsstunde, dass die Schüler sehr schöne Töne spielen können. Das motiviert auch dranzubleiben. Ziel am Anfang ist es erst einmal, verschiedene Töne zu produzieren und die Tonhöhe stabil zu halten. Das klappt meist nach wenigen Wochen. Nach und nach werden die Ventile in die Übungen miteinbezogen. Einfachere Lieder wie „Au clair de la lune“, „Ringel, Ringel, Reihe“ oder „Hänsel und Gretel“ spielt man bereits in den ersten Monaten.


UND DANN...


Was sind beliebte Stücke für das erste Vorspiel?

Am Anfang spielt man gerne Stücke, die junge oder erwachsene Schüler schon kennen. Das sind Kinderlieder oder Lieder, die zur Jahreszeit passen. Weihnachtslieder werden besonders gerne gespielt. Manche meiner Schüler wollen sie das ganze Jahr über spielen.

Es gibt zahlreiche Arrangements für Tuba und Klavier, aber auch einfachere Stücke für Tuba und Klavier für den Unterricht, wie zum Beispiel einen schönen Band von Joe Pinkl: Jammin' with Joe. Das Stöbern nach neuen Noten im Fachhandel oder Internet lohnt sich allemal. Es gibt immer wieder Neues zu entdecken.

Was sind die Klassiker und was ist Dein Lieblingsstück?

Mich haben immer Stücke inspiriert, die auf den ersten Moment unspielbar wirkten. Zum Beispiel das Capriccio von Krzysztof Penderecki, der „Winter“ aus den Vier Jahreszeiten von Antonio Vivaldi, arrangiert für Tuba oder ein Werk des portugiesischen Komponisten Jorge Salgueiro, Concerto for Tuba, ein unglaublich herausforderndes Stück mit einem Tonumfang von fünf Oktaven. Im März 2022 habe ich dieses Stück mit dem Klarinettenchor Pinzgau aufgeführt – in dieser Besetzung eine Uraufführung.

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Ich führe hier noch ein paar Klassiker an:

Welches Stück macht richtig Lust auf das Instrument?

Wie virtuos die Tuba gespielt werden kann, kann man in diesem Video des norwegischen Tubisten Øystein Baadsvik sehen – der bekannte Czárdás von Vittorio Monti in einer Bearbeitung für Tuba.

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Ein Video meiner Tubaschülerin Lilli – die damals Neunjährige hat 2017 ein Stück gespielt, das als viraler Hit in kurzer Zeit über 1 Million Aufrufe hatte.

Wie kann man mit anderen gemeinsam musizieren?

Bläserklassen sind sehr auf dem Vormarsch. Kinder ab der zweiten oder dritten Klasse lernen im Klassenverbund und bekommen dazu beim Hauptfachlehrer ergänzenden Instrumentalunterricht. Das verbindet von Anfang an und stärkt das Sozialverhalten der Kinder.

Daneben gibt es Jugendorchester, Blasmusikkapellen, gemischte Ensembles in den verschiedensten Musikstilen, z. B. in der Volksmusik – als Tanzlmusi, wo die Tuba die Begleitfunktion erfüllt. Man kann im Tuba-Ensemble spielen (Duo oder Trio bis Oktett). Natürlich ist die Tuba spätestens seit der Romantik auch fester Bestandteil des klassischen Sinfonieorchesters. Die Möglichkeiten sind schier endlos. In der Gruppe zu spielen, macht einfach mehr Spaß.

Welche Funktion erfüllt das Instrument in Ensembles?

Die Tuba erfüllt verschiedene Funktionen. Eine sehr wichtige Aufgabe ist die Begleitfunktion. Oft bildet sie auch mit anderen Bassinstrumenten zusammen das musikalische Fundament. Bei Chorälen legt die Tuba einen sanften Klangteppich, auf den sich alle anderen Stimmen draufsetzen können.

Bei der Volksmusik spielt sie wieder kurz und knackig, setzt Impulse und ist dafür verantwortlich, dass das Ganze groovt. Bei einem Tuba-Ensemble gibt es verschiedene Aufgaben: Das Zusammenspiel von Melodie und Begleitung im Tuba-Ensemble ist unglaublich und faszinierend zugleich!

Gibt es Klischees zum Instrument und seinen Spielern?

Ja, klar, Klischees gibt es zur Genüge. Vor allem in den Blasmusikkapellen galt lange: „Wenn gar nichts anderes mehr geht, dann spiel halt Tuba.“ Tuba spielen nur alte, weißhaarige Männer mit Bauch. Selbst auf einer Hochschule wusste man zu meiner Zeit nicht, dass man Tuba auch studieren kann. Dieser zweifelhafte Ruf ist mittlerweile längst passé.

Die Tuba hat sich zu einem Kultinstrument entwickelt. Lernten Kinder vor 20 Jahren noch Trompete, Klarinette, Flöte oder Schlagzeug, hat sich dieser Trend geändert: Kinder sind beeindruckt von der Größe des Instruments und dem schönen Klang. Es gibt viel zu tun für eine Tubalehrkraft!

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